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Der Fall Ahed Tamimi – wie Israels Armee mit Provokationen umgeht

von Elisabeth Lahusen

JERUSALEM, 31.12.2017 – Die 16-Jährige Palästinenserin Ahed Tamimi hat einem israelischen Soldaten vor laufender Kamera ins Gesicht geschlagen. Daraufhin wurde sie im Internet – vor allem in den arabischen sozialen Medien – als Heldin gefeiert. Der hübsche Teenager mit den rotblonden Haaren ist in dem Video zusammen mit ihrer 21-jährigen Cousine Nour Tamimi zu sehen. Die Soldaten, die sich professionell zurückgehalten haben, werden getreten und geschlagen. Nach Auswertung des Videos ist die junge Palästinenserin festgenommen worden. Bei ihrer Verhaftung in der Nacht wurden Computer und Handys der ganzen Familie konfisziert, da nicht nur die junge Frau, sondern auch weitere Mitglieder des Tamimi-Clans seit Jahren für gewaltsame Aktionen bekannt sind. Ihr Vater erklärte gegenüber den Medien, er sei stolz auf seine Tochter. Sie sei eine Freiheitskämpferin, die in einigen Jahren den Widerstand gegen die israelischen Besatzer anführen werde.

Militärgericht ordnet Haft an

Ein israelisches Militärgericht verlängerte die Haft am Montag um weitere vier und am darauffolgenden Donnerstag noch einmal um fünf Tage. Auch die Mutter und Cousine der jungen Frau wurden wegen Gewalttätigkeiten inhaftiert. Am Donnerstag wurde ein weiterer junger Palästinenser aus dem Flüchtlingslager Jenin mit einem selbstgebastelten Sprengsatz vor einem Militärgericht bei der Sicherheitskontrolle erwischt und verhaftet.

Der Vorfall in Nabi Salih brachte eine der wichtigsten Waffen im sogenannten Westjordanland in den Vordergrund: die Kamera. Die israelische Armee hat gelernt, sie zu nutzen, nachdem palästinensische Videos dazu beigetragen haben, die internationale Meinung zu Gunsten der Palästinenser zu beeinflussen. Zum Beispiel nahmen Soldaten an Workshops teil, die Vorfällen wie den bei Nabi Salih simulierten, wobei professionelle Schauspieler die Palästinenser darstellten. Mehr als 500 Soldaten der Hebron-Brigade wurden in Krav Maga (Nahkampf) geschult und haben an Vorträgen über intelligentes Agieren teilgenommen. Vorfälle und Videos von Terroranschlägen wurden in Lerneinheiten und Gesprächen mit hochrangigen Beamten der Judäa- und Samaria-Division aufgearbeitet.

Oft mehrere Vorfälle pro Tag“

Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Seit Januar 2017 haben Soldaten 58 Palästinenser mit Messern im jüdischen Teil von Hebron verhaftet, ohne einen einzigen Schuss abzugeben. „Es gibt Dutzende Vorfälle in den verschiedenen Sektoren, Provokationen von Radikalen auf allen Seiten, manchmal mehrere pro Tag“, erläuterte der leitende Offizier. Der Beamte fuhr fort, dass „der Schutz des menschlichen Lebens und der Menschenwürde sich nicht auf solche Fälle beschränkt“. Er zeigte dies mit einem Beispiel: „Soldaten, die vor einem Jahr in Hebron auf einer Patrouille waren, hörten Schreie aus einem palästinensischen Haus. Obwohl es nicht ihre Aufgabe war, betraten sie das Haus und sahen einen Ehemann, der seine Frau blutig schlug. Die Soldaten haben die Frau medizinisch versorgt, den Roten Halbmond gerufen und ihren Mann den palästinensischen Sicherheitskräften übergeben.“

Foto: Ahed Tamimi wird in Handschellen vor den Militärgerichtshof geführt. Bild: Flash90

Das Video zeigt, wie Ahed und ihre Cousine israelische Soldaten provozieren:

 

Schon als Kind wurde Ahed dazu angehalten, vor laufenden Kameras israelische Sicherheitskräfte zu beschimpfen:

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