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Libanons Schauspieler Itani war Spion – oder Opfer eines Komplotts

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM / BEIRUT, 06.03.2018 – Der libanesische Schauspieler und Regisseur Ziad Itani ist im November verhaftet worden, weil er angeblich für Israel spioniert habe. Itani wurde vorgeworfen, von einer israelischen Geheimdienstlerin rekrutiert worden zu sein, die er für eine Schwedin gehalten habe. Beide hätten Informationen ausgetauscht. Berichten aus dem Libanon zufolge wurde er gebeten, mit hochrangigen libanesischen Politikern in Kontakt zu treten, um die Normalisierung mit Israel voranzutreiben. Die Agentin schickte ihm angeblich eine Liste von 29 Namen libanesischer Regierungsbeamter, um festzustellen, welche von ihnen Itani kannte. Speziell sollte er mit Innenminister Nouhad Machnouk und dem früheren Verteidigungsminister Abdul Rahim Mrad Kontakt aufnehmen.

Außerdem hieß es, dass er pro Monat zwischen 500 und 1.000 US-Dollar für seine Dienste erhalten habe. Die Anklagepunkte habe er beim Verhör eingestanden.

Sicherheitsbeamtin verhaftet

Jetzt nahm die Geschichte eine unerwartete Wende: Die libanesische Sicherheitsbeamtin Susan Hajj Hobeiche wurde verhaftet. Sie wird beschuldigt, einen Hacker angeheuert zu haben, um Gespräche zwischen Itani und der vermeintlichen israelischen Agentin zu fälschen. Hobeiche war die Leiterin des libanesischen Büros für Anti-Cyber-Kriminalität und Intellectual Property.

Der libanesische Innenminister Nouhad al-Mashnouk twitterte nach der Verhaftung: „Wir alle müssen Itani um Vergebung bitten. Er hatte seine arabische und Beiruter Identität nie aufgegeben. Es reicht nicht aus, seine Unschuld zu erklären. Er ist ein Patriot und wir sind stolz auf ihn.“

Geheime polizeiliche Ermittlungen“

Libanons Präsident Michel Aoun mahnte jedoch, die geheimen polizeilichen Ermittlungen zu respektieren, und rügte die verfrühten Medienberichte. Kritik mancher Sicherheitsagenturen und Spekulationen stünden außerhalb des legalen Rahmens und seien „voll von Falschmeldungen“.

Das Büro des Premierministers Saad Hariri erklärte, dass der Fall aus der politischen und medialen Diskussion herausgehalten werden solle. Es schade dem Ruf der Justiz des Libanon und der Sicherheitsdienste.

Derweil haben die Familie Itanis und sein Rechtsanwalt bei einer Pressekonferenz dafür gedankt, dass das Komplott gegen den Regisseur aufgedeckt worden sei.

Bild: Ziad Itani bei einer Theateraufführung. Foto: Screenshot Youtube

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