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Pessach und der Seder-Abend: Das Fest der ungesäuerten Brote

von Virginia Meisinger

JERUSALEM, 30.03.2018 – Pessach, auch Pascha oder Passah geschrieben, ist eines der höchsten Feste im jüdischen Kalender. Zusammen mit Shavout (Wochenfest) und Sukkot (Laubhüttenfest) gehört Pessach (2. Mose 12) zu den drei großen Pilgerfesten der Juden. Das mehrtägige Fest erinnert an die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei. Es wird in der Woche vom 15. bis 22. Nissan gefeiert und beginnt mit dem Seder-Abend, der dieses Jahr auf den Abend des heutigen Freitags, 30. März, fällt.
Der Seder-Abend: Festliches Essen mit symbolischen Speisen
„Warum unterscheidet sich diese Nacht von allen anderen Nächten?“, fragt in der Seder-Nacht das jüngste Kind der Familie, beziehungsweise die jüngste Person am Tisch. Daraufhin antwortet und erzählt der Vater, beziehungsweise der Tischherr, die Geschichte der Errettung der Israeliten aus der Knechtschaft in Ägypten. Mittelpunkt des Abends ist der geschmückte Tisch mit diversen symbolischen Speisen, die auf dem sogenannten Sederteller angerichtet sind.

Der Sederteller

Sederteller zu Pessach

Ein Sederteller. Foto: Virginia Meisinger

Der Sederteller besteht aus sechs kleinen Schüsseln. In ihnen befinden sich Nahrungsmittel, die eine tiefe Symbolik haben:
Grünes Kraut, zum Beispiel Petersilie, dient als Zeichen für die „Frucht der Erde“, die Gott uns als Lebensmittel jedes Jahr zur Verfügung stellt. Außerdem soll das Kraut an den Ysopstrauch erinnern, mit dem das Blut an die Türpfosten gestrichen wurde, damit das Volk Israel von der zehnten Plage, dem Tod aller Erstgeburt, bewahrt werde (2. Mose 12, Vers 7).
Salzwasser soll an an die Tränen erinnern, die in der Sklaverei geweint wurden und an das Leid der Zerstreuung Israels unter die Völker.
Bitterkraut, zum Beispiel Chicoree, dient als Zeichen der Bitternis des Lebens in Ägypten.
Der Dattel-Nuss-Mus soll an den Lehm, aus dem die Israeliten die Ziegel für die Bauwerke des Pharaos herstellen mussten, erinnern.
Ein Lammknochen in der Mitte des Tellers symbolisiert das Lammopfer, das man im Tempel als Dankopfer darbringen würde, wenn dieser nicht zerstört worden wäre.
Ein gekochtes Ei soll an den zerstörten Tempel und die Hoffnung, dass der Tempel „wiederauferstehen“ wird, erinnern. Unter messianischen Juden soll das Ei auch an die Überwindung des Todes und die Auferstehung aller Gläubigen erinnern.

Die Mazzot

Zusätzlich zu den Speisen auf dem Sederteller befinden sich auf dem Sedertisch drei übereinander liegende und in einem Tuch verhüllte ungesäuerte Brote (Mazzot). Das Brot in der Mitte nannte man zurzeit Jesu auch „das Brot des Kommenden“. So stand es im engen Bezug zu der Messiaserwartung.

Die vier Kelche und der Kelch des Eli
Während der Sederfeier werden außerdem vier Becher Wein getrunken. Die „Freudenbecher“ heißen gemäß in 2. Mose 6: Becher der Heilung, Becher des Urteils, Becher des Dankes und Becher des Lobpreises. Aus einem weiteren fünfter Becher, der ebenfalls mit Wein gefüllt ist, wird nicht getrunken. Er wird „Becher des Elia“ genannt. In der Bibel wird Elia als Vorbote auf den Messias beschrieben. Mit ihm verbinden die Juden die Hoffnung auf die endgültige Erlösung Gottes. Der Eliabecher ist somit ein Symbol für die Erwartung der Ankunft des Messias. Viele Juden glauben daran, dass der Messias in einer Sedernacht kommen und aus dem Becher des Elia trinken wird, der für ihn bereitgestellt ist und sich so als Messias zu erkennen gibt.

Der Kelch

Der Kelch. Foto: Virginia Meisinger

Aufbau des Sederabends
Die Sederfeier selbst besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil wird der Vergangenheit des jüdischen Volkes gedacht. In vorgegebenen Liedern und Gebeten, die in der sogenannten „Haggada“ abgedruckt sind, erinnert man sich an die Not der Vergangenheit aber auch an die großen Taten und Wunder Gottes für sein Volk Israel. Im Vordergrund steht der Auszug aus Ägypten. Danksagungen und Lobpreis über die Rettung Israels durch Gott runden den ersten Teil ab.

Eine Haggada.

Eine Haggada. Foto: Virginia Meisinger

Im zweiten Teil des Sederabends wird ausgiebig bei einem leckeren Mahl gefeiert. Neben vielen Salaten darf Lammfleisch nicht fehlen.

Der dritte Teil des Abends ist auf die Zukunft ausgerichtet. Hier wird an die Hoffnung der endgültigen Erlösung und des Heils durch den Messias gedacht.

Titelbild: Eine israelische Familie feiert den Sederabend, den Auftakt des achttägigen Pessach-Festes. Foto: Nati Shohat / Flash90

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