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Pessach, das Fest der Freiheit

JERUSALEM, 14.04.2022 (MS) – Während die Ukrainer um ihre Freiheit kämpfen, beginnen die Juden am Freitagabend, ihre eigene Befreiung aus der Unterdrückung Ägyptens zu feiern. Pessach ist als „Feiertag der Freiheit“ bekannt und erinnert an den Auszug der Juden aus Ägypten nach 210 Jahren Sklaverei. Pessach wird als die Geburt der jüdischen Nation angesehen und die Lehren aus diesem Ereignis bilden auch 3.300 Jahre danach die Grundlage des jüdischen Bewusstseins.

Was passiert am Pessach?

Pessach ist ein 7-tägiger Feiertag und wird vom 15. bis zum 22. des Monats Nisan gefeiert (Sonnenuntergang 15. April – 22. April 2022). Der Feiertag wird durch ein aufwendiges Festmahl (Seder) in der ersten Nacht begangen. Der Seder soll jedem Juden die Erfahrung vermitteln, „aus der Sklaverei in die Freiheit zu kommen“. Wie in der Haggada (Eine Art Bedienungsanleitung für den Sederabend) beschrieben, erzählen wir die Geschichte des Exodus und berichten von den Zehn Plagen. Am Seder essen Juden Symbole der Sklaverei und der Freiheit, trinken Wein und versuchen sich und vor allem den Kindern ein Gefühl des Auszugs aus Ägypten zu vermitteln.

Während des Seders wird die Matze gegessen, die das wichtigste Symbol des Festes ist. Als die Israeliten am ersten Pessachabend aus Ägypten flohen, hatten sie nicht genug Zeit, den Teig für die Brote säuern zu lassen und konnten nur die Matze mit auf den Weg ins Gelobte Land nehmen. Diese flachen Matzen symbolisieren die Erniedrigung, die die Juden als Sklaven erfuhren, aber auch die Bescheidenheit, die sie dadurch lernten.

Moderne Sklaverei

Das Gebot, das Pessach für die meisten Juden so anstrengend macht, ist jedoch das Verbot, Chametz zu besitzen. Bei Chametz handelt es sich um Nahrungsmittel, die eine der fünf Getreidearten Weizen, Hafer, Roggen, Gerste und Dinkel enthalten und bei ihrer Herstellung mehr als 18 Minuten mit Wasser in Berührung waren, ohne gebacken zu werden. Brot, Cerealien, Kuchen, Kekse, Pizza, Nudeln und Bier gehören beispielsweise dazu. Alle diese Nahrungsmittel müssen vor Pessach aus dem Haus entfernt und jegliches Eigentum daran aufgegeben werden.

Das klingt vielleicht nicht so schlimm, aber in der Praxis führt es dazu, dass die Frau des Hauses die Gelegenheit nutzt, einen gründlichen Frühlingsputz durchzuführen. Wer weiß schon, wo sich das fiese Chametz überall versteckt hält? Vielleicht hinter dem Kleiderschrank der Kinder? Oder in den Ritzen der Kühlschranktür? Die gesamte Familie wird gezwungen, die Wohnung von oben bis unten gründlichst zu putzen, während die bereits gesäuberten Bereiche nicht wieder mit Chametz infiziert werden dürfen. Wer mit einem Keks in einen chametzfreien Bereich spaziert, wird den Zorn des Pharao auf sich ziehen.

Das Judentum spielt hier bewusst mit den Emotionen der Menschen, denn die Tage vor dem Pessach-Seder sind sehr anstrengend. Wenn jedoch alles geschafft ist und man mit der Familie am festlich gedeckten Tisch sitzt, hat man jedes Jahr wieder das Gefühl, befreit worden zu sein. All der Stress der letzten Tage verpufft und man stößt mit einem Glas Wein auf die Freiheit an. In diesem Jahr wünschen wir uns jedoch zusätzlich, dass auch die Ukrainer bald ein ähnliches Fest feiern können.

Titelbild: Das Seder-Mahl steht im Mittelpunkt des Pessach-Fests. Man liest in der Haggada, isst Matze, trinkt Wein und fällt gegen Mitternacht übermüdet ins Bett. Foto: Edi Israel /Flash 90.

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