zurück zu Aktuelles

Deutschland: Wie sicher sind Juden auf unseren Straßen?

JERUSALEM / BERLIN, 25.04.2018 (FJ) – Der aschkenasische Oberrabbiner Israels, David Lau, hat die deutschen Behörden dazu aufgerufen, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die Sicherheit kippatragender Juden zu gewährleisten. Es könne nicht sein, dass sich ein Jude in Deutschland verstecken müsse. Ganz bewusst sollen die Juden ihre Kippa, eine traditionelle Kopfbedeckung des Judentums, mit Stolz tragen, meinte David Lau. Der Oberrabbiner hat mit dieser Aussage auf die Empfehlung des Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, geantwortet. Anlässlich der Zunahme antisemitischer Vorfälle in Deutschland, hatte Schuster davon abgeraten, als Einzelperson in Großstädten eine Kippa zu tragen. Er fügte hinzu, dass Juden, die dennoch eine Kippa tragen möchten, eine zusätzliche Abdeckung, beispielsweise einen Hut, tragen sollen.

Kippa tragen, Zeichen setzen

Viele Gläubige Juden in Deutschland trauen sich nicht mehr, mit ihrer Kippa auf die Straße zu gehen. Immer wieder werden Kippa tragende Männer attackiert und beschimpft. Erst kürzlich ist ein 21-jähriger arabischer Israeli, der eine Kippa trug, auf einer Straße in Berlin angegriffen worden. Aus diesem Grund haben viele jüdische und christliche Gemeinden Menschen aller Glaubensrichtungen dazu aufgerufen, am heutigen Mittwoch ein persönliches Zeichen der Solidarität zu setzen, indem die Kippa ganz bewusst in der Öffentlichkeit getragen wird. Die deutsche Tageszeitung „Taz“ hat dazu in ihrer heutigen Ausgabe eine Kippa zum Ausschneiden aus Papier abgedruckt.

Kippa zum Ausschneiden in der TAZ

Kippa zum Ausschneiden / TAZ-Facebookseite

Die jüdische Gemeinde in Berlin wird am Mittwochnachmittag eine Solidaritätsveranstaltung unter dem Motto „Berlin trägt Kippa“ veranstalten. Alle Teilnehmer sind dazu aufgerufen, während der Veranstaltung, eine Kippa zu tragen. „Gemeinsam wollen wir ein gewichtiges Zeichen gegen Antisemitismus und Intoleranz setzen und ein breites gesellschaftliches Bündnis mobilisieren“, heißt es in dem Aufruf zur Aktion „Berlin trägt Kippa“. Auch Erfurt („Thüringen trägt Kippa“ ) und Potsdam („Potsdam trägt Kippa“) haben sich der Aktion angeschlossen. Die Stadt Frankfurt am Main plant am 14. Mai unter dem Motto „Zeig Gesicht und Kippa“, einen Tag zu planen, an dem möglichst viele Bürger einen ganzen Tag lang eine Kippa tragen sollen.

Religionsfreiheit in Deutschland

Auch der Potsdamer Imam Kamal Abdallah teilte mit, dass er an der Solidaritätsaktion in seiner Stadt teilnehmen werde. Für ihn sei es wichtig, die Religionsfreiheit zu thematisieren. Dabei sei es zunächst unwichtig, um welche Religion es bei der Veranstaltung ginge, meinte der Imam. „ Wir als Muslime erkennen das Judentum und das Christentum als gleichberechtigte Religionen an. Wer das nicht tut, ist kein Muslim“, meinte Abdallah in einem Interview mit der „Welt“. Als Muslim werde er sich jedoch nicht an dem tragen der Kippa beteiligen, da dies ein religiöses Symbol sei. Die Präsenz an der Veranstaltung sei ihm jedoch wichtig, erklärte er weiter. Auch die evangelische Theologin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, sieht in der Aktion gegen Antisemitismus eine Chance auf Religionsfreiheit hinzuweisen. Sie warb dafür, in Schulen die Religionsfreiheit zum Thema einer ganzen Woche zu machen. Alle Schülerinnen und Schüler sollten an je einem Tag eine Kippa, dann ein Kreuz und dann ein Kopftuch tragen.

Foto: Männer mit Kippa
Quelle: Wikimedia Commons, Berkowitz_250

Weitere News aus dem Heiligen Land