Wegen Feuerdrachen: Israel schließt Gaza-Grenzübergang
von Tommy Mueller
JERUSALEM, 09.07.2018 – Gegen die fortgesetzten Brandstiftungen aus dem Gazastreifen will Israel nun mit „harter Hand“ vorgehen. Das erklärte Regierungschef Benjamin Netanjahu am Montag und verkündete eine Sofortmaßnahme: Der Grenzübergang Kerem Schalom, über den die meisten humanitären Hilfsgüter in den von der Hamas regierten Küstenstreifen geliefert werden, bleibt vorerst geschlossen.
Nur noch Nahrungsmittel und Medizin würden in den Gazastreifen gelangen, hieß es von Seiten der Armee. Die „harte Hand“ trifft auch die Fischer aus Gaza. Sie dürfen von heute an nicht mehr neun, sondern nur noch sechs Seemeilen weit auf das Mittelmeer hinaus fahren.
Lieberman: So kann es nicht weiter gehen
Seit Wochen lassen Gaza-Palästinenser Lenkdrachen und Helium-Ballone mit Brandsätzen in Richtung Israel fliegen. Dort kommt es seither täglich zu mehreren Bränden von Feldern und Wäldern. Seit Ende März sind in der Grenzregion 2800 Hektar Fläche verbrannt, der Schaden geht in die Millionen. Verteidigungsminister Avigdor Lieberman unterstrich, so könne es nicht weiter gehen. Die Islamisten der Hamas müssten dafür einen hohen Preis bezahlen. Die Terrorgruppe stelle die Regierung des Küstenstreifens und sei für die Attacken auf Israelis verantwortlich. „Die Hamas zieht die Gaza-Bewohner in den Abgrund“, heißt es in der Stellungnahme der israelischen Streitkräfte.
Der Vorsitzende der oppositionellen Yesh Atid-Partei, Yair Lapid, beklagte, dass Regierungschef Netanjahu nicht genug getan habe, um die Feuerdrachen zu bekämpfen. Er behauptete, dass der Premierminister auf die Amerikaner warte. „Seit vier Jahren hat er nichts in Bezug auf Gaza getan“, so Lapid weiter, „er wusste, wir alle wussten, dass es eine neue Runde der Gewalt geben würde, aber er tat nichts. Und jetzt ist die Runde der Gewalt gekommen. Unsere Felder werden verbrannt.“
Mit dem Wind nach Osten
Mehrere Landwirte in der Grenzregion berichteten Fokus Jerusalem, dass sie mittlerweile jeden Tag Brände löschen müssten. Im Kibbuz Nahal Oz verbrannten Weizen- und Kohlrabifelder. Jeden Nachmittag, wenn der Wind vom Gazastreifen aus in Richtung Israel weht, werden die Drachen und Ballone gestartet. Manche fliegen mehrere Kilometer weit in israelisches Gebiet hinein, bevor sie aufschlagen. Die Feuer breiten sich dann in dem trockenen Gelände rasend schnell aus. Die Drachen sind sehr einfach aus Plastik, Holzrahmen und dünner Schnur hergestellt. Die Ballone werden angeblich mit Heliumgas befüllt, das für medizinische Zwecke nach Gaza geliefert wurde.
Die israelische Armee kann mit speziellen Drohnen nach eigenen Angaben etwa zwei Drittel der Flugkörper unschädlich machen. Aber das übrige Drittel reicht aus, um Feuerwehren und Landwirte im Süden Israels in Atem zu halten.
Foto: Feuerdrachen haben diesen Brand von Getreidefeldern in Südisrael verursacht. Foto: Chaim Landsman / Fokus Jerusalem