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Warnschüsse auf Brandstifter in Gaza abgefeuert

von Tommy Mueller

JERUSALEM / GAZA, 23.06.2018 (TM) – Eine Gruppe Palästinenser, die am Samstag vom Gazastreifen aus Brandsätze nach Israel fliegen lassen wollte, ist unter Beschuss geraten: Ein israelisches Militärflugzeug gab mehrere Warnschüsse auf die Gruppe ab, die östlich von Gaza-Stadt zündelte. Bei dem Zwischenfall wurde niemand verletzt. Am Samstag wurden in Südisrael drei Flächenbrände gemeldet, die durch Lenkdrachen und Ballone aus dem Gazastreifen ausgelöst wurden. Am Freitag hatte es nach offiziellen Angaben zehn derartige Brände gegeben. Die Feuerwehr konnte sie alle löschen.

Politiker streiten über angemessene Reaktion

Am Freitag hatten erneut Palästinenser an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel demonstriert. Die teilweise gewalttätigen „Freitagsdemos“ finden seit nunmehr 13 Wochen statt. Das von der radikal-islamischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium berichtete, 206 Demonstranten seien durch Tränengas verletzt worden, das israelische Truppen einsetzten. Die israelische Armee berichtete, während der Proteste seien in der Nähe des Kibbuz Nahal Oz zwei Granaten auf israelische Soldaten geworfen worden, die aber unverletzt geblieben seien. An den Protesten hätten nur wenige Tausend Menschen teilgenommen, weit weniger als in den Vorwochen.

In Israel sind sich die Politiker uneins, wie auf die Brandstiftungen durch Lenkdrachen und Heliumballone reagiert werden soll. Während einige forderten, auf die meist jungen Brandstifter zu schießen, halten andere dies für übertrieben. In den vergangenen Tagen hatte die israelische Luftwaffe als Reaktion mehrfach Munitionsfabriken, Waffenlager und Trainingsgelände der Islamisten im Gazastreifen bombardiert.

Kohle, ölgetränkte Lappen und Benzin

Seit rund zwei Monaten gibt es die „Feuerangriffe“ aus dem Gazastreifen, meist am Nachmittag, wenn der Wind vom Ozean her in Richtung Israel weht. Lenkdrachen, Geburtstags-Ballone und Kondome werden als Fluggerät und Träger von Brandsätzen eingesetzt. Die selbstgebastelten Fluggeräte erhalten meist ein Netz, in dem ein Stück Kohle oder ölgetränkte Lappen brennen. Einige haben zudem kleine Behälter mit Benzin, damit nach der Landung möglichst schnell ein großes Feuer entsteht. Israelische Landwirte beklagen, es habe mehrere hundert Feuer gegeben mit Schäden in Höhe von mehreren Millionen Schekel. Im Grenzgebiet seien etliche Getreide- und Gemüsefelder abgebrannt.

Habibi-Ballon mit Sprengsatz.

Auf diesem Ballon steht auf Arabisch: Habibi („mein Freund“, „mein Geliebter“). Der Ballon trug einen Sprengsatz auf ein Feld in Südisrael. Foto: Polizei

Einige der Ballone enthalten Aufschriften, die zeigen, dass sie ursprünglich für Geburtstags- oder Hochzeitsfeste gedacht waren. Ein Ballon mit einem Herz („Ich liebe Dich“) landete vor wenigen Tagen am Rand einer Autobahn in Südisrael. Er trug keinen Brandsatz, sondern einen kleinen Sprengkörper. Immer mehr Ballone werden aus Kondomen hergestellt. Es stellt sich die Frage, woher diese stammen. Sie werden im Gazastreifen entweder von palästinensischen Organisationen verteilt oder von Vertretern internationaler Hilfsprogramme.

Israel liefert Helium für Kliniken

Die Brandstifter füllen die Ballone oder Kondome mit Helium. Das erhalten die Palästinenser ganz offiziell aus Israel – das Gas wird in Krankenhäusern der Küstenenklave für den Betrieb von Magnetresonanz-Tomographen (MRT) benötigt. Das moderne Verfahren erlaubt die Darstellung von Strukturen aus dem Körperinneren. Flüssiges Helium dient als Kühlmittel. Die israelische Armee hat nun damit gedroht, die Helium-Lieferungen zu drosseln, falls das Gas weiterhin für Feuerballone missbraucht werde.

Bild: Gaza-Palästinenser lassen einen „Feuerdrachen“ steigen. Das Fluggerät trägt einen Brandsatz in Richtung Israel. Foto: Abed Rahim Khatib/Flash90

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