zurück zu Aktuelles

Israel umgeht die Hamas: Humanitäre Hilfe wird über den nördlichen Gazastreifen geliefert

JERUSALEM, 26.02.2024 (NH/TPS) – Um die Plünderungen humanitärer Hilfsgüter durch die Terrororganisation Hamas in Gaza zu umgehen, wollen  Israels Sicherheitsbeamte ein erstes Pilotprojekt starten. So sollen israelische humanitäre Hilfskonvois ab Montag über einen wiedereröffneten Grenzübergang im Norden des Gazastreifens geliefert werden. Der Beschluss des Kriegskabinetts erfolgte auf immensen  Druck der USA und vor dem Hintergrund der schwierigen Bedingungen im nördlichen Gazastreifen. Quellen in Gaza berichten über Engpässe bei Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten.

Hamas kapert Hilfskonvois

Bis dato wurden humanitäre Hilfsgüter über den Grenzübergang Kerem Shalom oder die ägyptische Grenze Rafah nach Gaza geliefert. Die beiden Übergänge befinden sich im südlichen Teil des Küstenstreifens, in der Nähe von Rafah. Berichten zufolge soll die Terrororganisation auch nach 142 Kriegstagen über vier Kampf-Bataillone in Rafah verfügen. Immer wieder kapern so Hamaskämpfer die Hilfskonvois. Neben Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten und Treibstoff eignen sich die Terroristen die Produkte gewaltsam an. Filmmaterial, das vergangene Woche in arabischen Netzwerken veröffentlicht wurde, zeigt, wie Gaza-Bewohner versuchen, die Hilfsgüter zu erreichen. Als sich die Massen den Lebensmitteln nähern, werden sie von Hamas-Terroristen beschossen. Weiter dokumentieren Videos des israelischen Militärs, wie Mitglieder der Terrororganisation palästinensische Zivilisten in Shejaiya verprügeln und ihnen Lebensmittel entreißen. Um solche Szenen in Zukunft zu umgehen, werden die Lieferungen, die unter israelischer Kontrolle stehen, in den kommenden Tagen über den alten Karni-Grenzübergang in der Nähe des Kibbuz Nahal Oz nach Gaza verfrachtet.

Terror auch zu blühenden Zeiten 

Der Karni-Übergang war ein Frachtterminal, der 1994 nach der Unterzeichnung des Osloer Abkommens eröffnet wurde. Im März 1996 wurde der Übergang zum ersten Mal gesperrt, nachdem der Dizengoff-Selbstmordattentäter am 4. März 1996 über den Grenzübergang geschmuggelt worden war. Später wurde der Grenzübergang auf israelisches Territorium verlegt und wiedereröffnet.

In den 2000er Jahren importierten täglich Hunderte von Lastwagen Waren aus dem Gazastreifen nach Israel und von Israel in die Enklave. Die landwirtschaftlichen und industriellen Gaza-Produkte wurden über den Grenzübergang Karni nach Israel, ins Westjordanland und in die ganze Welt exportiert. Über Karni passierten auch humanitäre Hilfskonvois die Grenze nach Gaza. Doch der Übergang mutierte zu einem bevorzugten Ziel von Terroristen. Nach zahlreichen Terroranschlägen und endlosem Raketenbeschuss auf das Gebiet wurde der Karni-Übergang im März 2011 geschlossen. Israel hat 2022 die verbliebenen Gebäude abgerissen.

USA: Kein Beschuss von Hamas-Polizisten

Weiter sollen die Lastwagen bei den Grenzübergängen Kerem Shalom und Nitzana zunächst von Israels Militär überprüft werden und dann in der Enklave einfahren. Die Konvois sollen dann über den von Israel errichteten humanitären Korridor den nördlichen Gazastreifen erreichen. Israel soll sich in den letzten Tagen mit palästinensischen, lokalen Vertretern im nördlichen Gazastreifen in Verbindung gesetzt haben. Die palästinensischen Kontakte hätten sich bereit erklärt, die Verantwortung über die Region zu übernehmen und die Güter an die Gaza-Bewohner im Norden zu verteilen.

Zuvor hatten die USA an Israel appelliert, von Angriffen auf Hamas-Polizisten im Süden der Enklave abzusehen. Die Terror-Mitglieder seien die “einzige Eskorteoption humanitärer Hilfskonvois”. “Ohne eine effektive Alternative laufen die Konvois Gefahr geplündert zu werden”, so die Amerikaner. Trotz der Mahnung der US-Regierung berichten israelische Sicherheitsquellen, weiterhin “jedes terroristische Element zu bekämpfen, das mit der Organisation in Verbindung steht –  einschließlich der Hamas-Polizisten, die Lastwagen bewachen”.

Titelbild: Hilfslastwagen bei der Einreise in den Gazastreifen am Grenzübergang Kerem Shalom im Süden Israels, 29. Januar 2024. Foto von Chaim Goldberg/Flash90

Weitere News aus dem Heiligen Land