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Im Internet explodiert der Hass gegen Juden und Israel

BERLIN, 18.07.2018 (FJ) – Radikale Äußerungen gegen Israel und die Juden haben im Internet stark zugenommen. Das ergab eine Studie der Technischen Universität Berlin, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Ein Team um die Linguistik-Professorin Monika Schwarz-Friesel hat mit Computerhilfe rund 300.000 Texte und Kommentare im Netz unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist besorgniserregend: Antisemitische Hetze, Hass auf Juden und auf Israel ist in sozialen Medien, Blogs und Online-Kommentaren so weit verbreitet wie noch nie zuvor.

Täglich Tausende antisemitische Posts

Jeden Tag würden Tausende antisemitische Äußerungen gepostet – in Bild, Text und Video. Zwischen 2007 und 2018 habe sich ihre Zahl verdreifacht. Im Web werde Antisemitismus auch von gebildeten und links eingestellten Nutzern akzeptiert, so die Forscher.

Online wird in den Kommentarspalten von seriösen Online-Medien wie „Welt“, „Zeit“, „SZ“, „FAZ“, „taz“ und „Tagesspiegel“ kräftig gehetzt. Der Anteil antisemitischer Kommentare bei Themen, die mit Israel oder Judentum zu tun hatten, stieg von 7,5 Prozent im Jahr 2007 auf 30,2 Prozent im Jahr 2017. Im Kommentarbereich der „Tagesschau“ fanden die Forscher zu den Themen Israel und Judentum fast ein Drittel antisemitischer Kommentare – obwohl die Redaktion zuvor bereits die schlimmsten Auswüchse gelöscht hatte.

Monika Schwarz-Friesel machte darauf aufmerksam, dass auch Journalisten vor Antisemitismus nicht gefeit seien. Bei deutschen Journalisten gebe es generell stark anti-israelische Einstellungen. Negativ fällt beispielsweise die „Süddeutsche Zeitung“ auf, die eine Karikatur mit judenfeindlichen Stereotypen veröffentlichte und auch in ihrer Berichterstattung vor grenzwertiger Israelkritik nicht zurückschreckt.

Wichtige Ergebnisse der 70-seitigen Studie: Die klassische Judenfeindschaft mit Bezeichnungen wie „Kindermörder“, „Verschwörer“ und „Blutkultpraktizierer“ ist mit 54 Prozent vorherrschend. Ein Drittel der antisemitischen Kommentare betrifft den Hass auf Israel, und in über zwölf Prozent der Fälle wird der Holocaust relativiert oder angezweifelt. Oft würden die alten Vorurteile über Juden als macht- und blutgierige Menschen auf den Staat Israel übertragen, um seine Existenzberechtigung in Frage zu stellen.

Wo bleibt die Härte der Politik?

Antisemitismus ist integraler Bestandteil der Netzkultur und ein gesamtgesellschaftliches Phänomen“, unterstrich die Studienautorin. Es gebe ihn rechts, links, in der Mitte und bei Muslimen. Monika Schwarz-Friesel vermisst in der Realität die von der Politik immer wieder angekündigte Härte und Entschlossenheit, mit dem man gegen Antisemitismus vorgehen wolle.

Foto: Traditionelle Juden in Jerusalem: Mitarbeiter der Hutfabrik Ferster. In vielen deutschen Städten werden Kippaträger Opfer antisemitischer Angriffe und Beleidigungen. Foto: Tommy Mueller / Fokus Jerusalem

Fokus Jerusalem berichtete:

“Antisemitismus betrifft uns alle”

 

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