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9.000 Jahre alte Maske aus seltenem Stein entdeckt

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM, 28.11.2018 – Die Entdeckung einer Steinmaske in der Region Pnei Hever bestätigt die Theorie, dass es während der Jungsteinzeit ein Produktionszentrum für Steinmasken im Süden von Hebron gegeben haben muss.

Die seltene Steinmaske wurde vor einigen Monaten entdeckt und wird derzeit von Experten der israelischen Antikenbehörde und des Geologischen Dienstes untersucht. Anfang 2018 erhielt die Diebstahl-Präventionseinheit der Antikenbehörde Informationen, die zur Fundstätte der beeindruckenden Steinmaske führten. Eine Untersuchung ergab die wahrscheinliche archäologische Stätte, an der die Maske ursprünglich gefunden wurde, in der Region Pnei Hever im Süden von Hebron. Die Form zeugt neben anderen Erkenntnissen aus dem Kontext davon, dass die Maske 9.000 Jahre alt ist und aus der vorkeramischen Jungsteinzeit stammt.

„Einzigartiger archäologischer Fund“

Laut Ronit Lupu von der Diebstahl-Präventionseinheit der Antikenbehörde, „ist die Maske ein einzigartiger Fund in der archäologischen Welt. Noch ungewöhnlicher ist es, dass wir wissen, woher sie stammt. Die Tatsache, dass wir Informationen über den spezifischen Ort haben, an dem sie entdeckt wurde, macht diese Maske wichtiger als die meisten anderen Masken aus dieser Zeit, deren genauer Fundort unbekannt ist.“

Die Maske besteht aus rosa-gelbem Kalkstein, der sorgfältig mit Steinwerkzeugen geformt wurde, um einem menschlichen Gesicht zu ähneln. Vier Löcher wurden entlang des Rahmens der Maske gebohrt, wahrscheinlich, um sie zu befestigen – möglicherweise am Gesicht einer lebenden Person, oder vielleicht an einem Pfahl. „Es ist sehr aufregend, eine Maske aus Stein auf einem so hohen Niveau zu entdecken. Der Stein wurde vollständig geglättet und die Gesichtszüge sind perfekt und symmetrisch. Sogar die Wangenknochen sind abgegrenzt. Sie hat eine beeindruckende Nase und einen Mund mit ausgeprägten Zähnen.“

„Steinmasken sind mit landwirtschaftlicher Revolution verbunden“

Dr. Omry Barzilai, Leiter der archäologischen Forschungsabteilung der Antikenbehörde sagte: „Steinmasken sind mit der landwirtschaftlichen Revolution verbunden. Der Übergang von einer auf Jagd und Sammlung basierenden Wirtschaft zur alten Landwirtschaft und Domestizierung von Pflanzen und Tieren ging einher mit einem Wandel der Sozialstruktur und einem starken Anstieg der rituell-religiösen Aktivitäten. Rituelle Funde aus dieser Zeit sind menschlich geformte Figuren, verputzte Schädel und Steinmasken.“

In dieser Zeit wurde Ahnenverehrung praktiziert. „Es war Teil des Rituals, das dem Erhalt des Familienerbes diente“, sagt Ronit Lupu. „Zum Beispiel finden wir Schädel, die unter dem Boden von Wohnhäusern vergraben sind, sowie Methoden, um die Schädel der Toten zu formen und zu pflegen. Dies führte dazu, dass Schädel verputzt, Gesichtszüge geformt und sogar Schalen für die Augen eingesetzt wurden. Steinmasken, wie die von Pnei Hever, sind ähnlich groß wie das menschliche Gesicht, weshalb Wissenschaftler dazu neigen, sie mit einer solchen Verehrung zu verbinden.“

Es gibt derzeit fünfzehn bekannte Masken auf der Welt, die aus dieser Zeit stammen, von denen nur zwei in einem klaren archäologischen Kontext entdeckt wurden. Die restlichen Masken befinden sich in privaten Sammlungen auf der ganzen Welt, was das Studium erschwert. Die Bedeutung dieser neuen Maske ergibt sich aus der Tatsache, dass sie einer archäologischen Stätte zugeordnet werden kann. So kann man die materielle Kultur verstehen, die Alltagswelt, in der die Maske hergestellt wurde, wahrscheinlich zum Zwecke der Anbetung.

Foto: Clara Amit, Israel Antiquities Authority

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