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Genanalysen beweisen Existenz der Kanaaniter in Israel

JERUSALEM, 29.05.2020 (DK) – Die biblischen Berichte geben Auskunft über eine hochentwickelte, in Israel und den umliegenden Gebieten ansässige Kultur: die Kanaaniter. Auch aus anderen historischen Quellen ist der Einfluss des biblischen Volkes in den Jahren 3.500 bis 1.150 v. Chr. im gesamten Mittelmeerraum bekannt. Die später als Phönizier bekannte Kultur entwickelte beispielsweise das erste Lautalphabet. Was die biblischen Erzählungen seit geraumer Zeit berichten, wird nun auch durch Genanalysen von Forschern der Universitäten in Jerusalem und Wien bestätigt. Denn bei den Kanaanitern handelt es sich tatsächlich nicht nur um eine kulturelle, sondern auch genetisch weitestgehend einheitliche Gruppierung. 

Mithilfe von Genforschung der Menschheitsgeschichte auf der Spur

„Die Bronzezeit war eine sehr prägende Zeit in der Geschichte der südlichen Levante, daher wollten wir unbedingt darüber forschen“, erläuterte Liran Carmel, Professor an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Carmel gehört zu den Hauptautoren der am Donnerstag veröffentlichten Studie. „Vor sechs oder sieben Jahren entstand das neue Feld der sogenannten ‘molekularen Geschichte’ vor dem Hintergrund, mithilfe von Genspuren die jüngere Menschheitsgeschichte der vergangenen Jahrtausende zu entdecken“, erklärte er. 

Die Kanaaniter teilten laut der Studie eine gemeinsame Abstammung mit früheren Menschen aus dem Nahen Osten. Die insgesamt 93 DNA-Analysen zeigten jedoch auch genetische Einflüsse aus dem Kaukasus auf. „Die Bevölkerungsgruppen in der südlichen Levante während der Bronzezeit waren nicht statisch. Vielmehr beobachten wir Menschenbewegungen über lange Zeiträume – nicht unbedingt kontinuierlich – vom Nordosten des alten Nahen Ostens in die Region”, so Ron Pinhasi, von der Abteilung für Evolutionäre Anthropologie der Universität Wien.

Forscher wollen weitere biblische Völker untersuchen

Von den Kanaanitern wird unter anderem in der Geschichte Abrahams, aber auch bei der Erzählung der Landnahme der Israeliten berichtet. Da sich die biblischen Quellen als sehr hilfreich für die Forschung erwiesen haben, will Professor Carmel auch andere, im alten Testament erwähnte, Bevölkerungsgruppen untersuchen. Derzeit arbeitet der Wissenschaftler daran, Proben für ein neues Projekt ausfindig zu machen.

Bild: Ausgrabungsstätte Tel Megiddo, welche die meisten DNA-Proben lieferte. Quelle: Chen Leopold/Flash 90.

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