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1,7 Millionen Israelis leben unter der Armutsgrenze

JERUSALEM, 01.01.2019 (FJ) – Laut einer jährlich veröffentlichten Studie über Armut in Israel, leben über 1,7 Millionen Israelis, die etwa ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen, unter der Armutsgrenze. Von den insgesamt 1.780.500 Menschen sind 466.400 Familien und 814.800 Kinder betroffen. Vor allem Personen im Rentenalter geraten immer häufiger in finanzielle Not.

MK Peretz: 814.000 Kinder in Armut sollten die Welt erschüttern

„814.000 in Armut lebende Kinder in Israel sind eine Zahl, die die Welt erschüttern sollte“, kritisierte MK Amir Peretz die Regierung, nachdem der Bericht am Montag veröffentlicht worden war. „Trotz der hohen Beschäftigungsquote auf dem Markt kommen mehr als eine Million Israelis nicht über die Runden“, so der Minister.

Der Anteil der von Armut betroffenen Kinder sank von 31% im Jahr 2016 bereits im darauffolgenden Jahr auf 29,6%. Von dieser positiven Entwicklung waren auch arabische und ultraorthodoxe Familien berührt. Bei der älteren Generation hingegen stieg die Armutsquote seit dem Jahr 2016 von 20,8% auf 21,8%. Ebenso ist bei den Arbeitslosen eine Zunahme der Verarmung von 69% im Jahr 2016 auf 76% zu verzeichnen.

Trotz des leichten Rückgangs der Armut im Hinblick auf die Gesamtbevölkerung weist Israel nach Angaben des Berichts immer noch die höchste Anzahl der unter der Armutsgrenze lebenden Menschen aller OECD-Länder (Organisation für ökonomische Kooperation und Fortschritt) auf.

Mehrheit der Sozialhilfeempfänger verfügt nicht über ausreichende Lebensmittel

Eli Cohen, Vorstand der Organisation „Pitchon Lev”, welche sich die Armutsbekämpfung in Israel zum Ziel gesetzt hat, kritisiert den Bericht scharf: „Die Studie beschämt die Armen, weil sie lediglich aufzeigt, dass sie arm sind, jedoch ohne Plan für eine Lösung. Sie beleidigt auch die Israelis, denn der gute Wille der Zivilgesellschaft zur Unterstützung der Armen steht eindeutig im Kontrast zu der Vergesslichkeit der Regierung.” Weiterhin rief er die Politiker bezüglich der kommenden Wahlen im April dazu auf, weniger von Zahlen und mehr von Handlungen zu sprechen. „Wir stehen kurz vor den Parlamentswahlen und kein einziger Kandidat hat sich zum Thema Armut geäußert. Ich rufe die Parteiführer dazu auf, an einem Plan zu arbeiten, der durchführbar und praktisch ist, um den Kreislauf der Armut zu durchbrechen.”

Schon im Oktober wurde eine Studie veröffentlicht, laut derer etwa 92,4% der von Armut betroffenen Menschen angaben, dass es ihnen die monatlichen staatlichen Zuschüsse nicht oder nur teilweise ermöglichten, ihre Grundbedürfnisse zu decken. Die Auswertung der Studie ergab weiter, dass der Großteil der Sozialhilfeempfänger im vergangenen Jahr häufig oder gelegentlich nicht genug zu essen gehabt hätte. Insgesamt 77,5% gaben an, dass sie außerdem nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügten, um Produkte für ausgewogene Mahlzeiten zu kaufen.

Foto: Eine obdachlose Person schläft unter einer Brücke in Jerusalem. Quelle: Corinna Kern/Flash90

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