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Ein Drittel aller Kinder in Israel leben unter Armutsgrenze

JERUSALEM, 15.01.2020 (DK) – Ein Bericht des “Nationalen Rats für Kinder in Israel” hat ergeben, dass insgesamt ein Drittel aller Kinder im jüdischen Staat unter der Armutsgrenze leben. Die Statistik wurde Präsident Reuven Rivlin vorgelegt, welcher die Ergebnisse als “höchst besorgniserregend” bezeichnete. Besonders gefährdet sind die Kinder arabisch-israelischer und ultraorthodoxer Familien. Die Sozialdienste des Landes beschäftigen sich derzeit mit Fällen von etwa 400.000 Bedürftigen von insgesamt über 880.000 im Land. Israel weist die höchste Armutsrate aller OECD-Länder auf.

Familien mit vielen Kindern und Alleinerziehende besonders gefährdet

Die Armutsgrenze orientiert sind am Lebensstandard der Israelis. Das durchschnittliche Einkommen israelischer Familien steigt aufgrund der guten wirtschaftlichen Situation im Land jährlich. Unter der Armutsgrenze bedeutet, dass das Einkommen einer Familie 50% unter dem Durchschnitt liegt. In der Gemeinschaft ultraorthodoxer Juden gelten 60,4% der Nachkömmlinge als armutsgefährdet, ein Anstieg von 5% gegenüber dem Vorjahr. Von den arabischen Kindern leben 57,8% in Armut, ein Rückgang von 3%. Familien mit vielen Kindern, vor Allem vier oder mehr, weisen ein höheres Risiko auf, unter der Armutsgrenze zu leben. Alleinerziehenden Frauen ergeht es ähnlich. 

Im Jahr 2018 wurde den Behörden in 50.000 Fällen Vernachlässigung und sexueller Missbrauch gemeldet. Bei rund 71% handelt es sich um Kinder, die von einem nahestehenden Familienmitglied verletzt wurden. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Anzahl körperlich und emotional missbrauchter Kinder zugenommen. Im Jahr 2018 wurden 3.825 Kinder verletzt gemeldet, fast doppelt so viele wie im Jahr 2000.

In anderen Bereichen waren jedoch einige Verbesserungen zu verzeichnen: Im Zeitraum 2010-2018 gab es einen leichten Rückgang der Anzahl von Kindern in der fünften bis zur neunten Klasse, die angaben, an gewalttätigen Vorfällen beteiligt gewesen zu sein.

Nationaler Rat für Kinder: Die Politik darf nicht tatenlos bleiben

Rivlin sagte, dass es trotz Verbesserungen in einigen Bereichen ernsthaften Grund zur Sorge gebe. “Die Zahlen zeigen, dass es einige Hinweise eine Verbesserung gibt, aber auch, dass wir noch viel zu tun haben”, erklärte der Präsident. Vered Windman, Vorsitzende des “Nationalen Rates für Kinder”, forderte die Politik auf, die Pattsituation zu überwinden. “Das Versagen der Regierung im vergangenen Jahr verschlimmert nur die Nöte, die Lücken und den großen Mangel, auf den die heute veröffentlichten Zahlen verweisen”, sagte Windman. „Es muss eine dramatische Veränderung geben. Die Parteien … müssen sich gegenüber den Wählern und insbesondere gegenüber den Kindern dazu verpflichten, in der kommenden Knesset für sie zu kämpfen.“

Foto: Kinder in der ultraorthodoxen Nachbarschaft Mea Sharim. Quelle: Nati Shohat/ FLASH90

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