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Brasilien eröffnet „diplomatisches Büro“ statt Botschaft in Jerusalem

JERUSALEM, 01.04.19 (FJ) – Wenige Tage vor seiner Ankunft in Israel hat sich der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro entschieden, dass er entgegen früherer Ankündigungen die Botschaft seines Landes doch nicht nach Jerusalem verlegen werde. Im November letzten Jahres gab Bolsonaro bekannt, dass er dem Beispiel des US-Präsidenten Donald Trump folgen wolle. Nun entschied sich Brasiliens Präsident offenbar um. Er argumentierte, dass Trump neun Monate gebraucht hätte um den Umzug der US-Botschaft zu beschließen. Stattdessen solle eine Außenhandelsvertretung als diplomatischer Stützpunkt in Jerusalem eröffnet werden. Premierminister Benjamin Netanjahu begrüßte den Staatsgast mit den Worten: „Als Sie im Januar ihr Amt antraten, brach eine neue Zeit für die Beziehungen zwischen Israel und Brasilien an.“

Bolsonaro am Flughafen: „Ich liebe Israel“

Bolsonaro landete am Sonntagmorgen für einen zweitägigen Besuch im Land. Der brasilianische Präsident machte in der Vergangenheit Schlagzeilen, weil er die Brutalität der ehemaligen Militärdiktatur seines Landes herunter spielte. Bei der Empfangszeremonie am Flughafen in Tel Aviv begrüßte er die Anwesenden auf Hebräisch: „Ich liebe Israel.“ Netanjahu dankte dem Amtskollegen für sein „Vertrauen in das gemeinsame Erbe“. Da Bolsonaro, ähnlich wie der US-Präsident, gute Beziehungen zu Netanjahu pflegt, ist seine Ankunft nur wenige Tage vor den israelischen Wahlen sicher nicht zufällig. Der Besuch Netanjahus in Washington und die Ankunft Bolsonaros in Israel sollen den Wählern signalisieren, dass Israels außenpolitische Erfolge vor allem auf Netanjahus persönlichen Beziehungen basieren.

Handelspartner Brasiliens drohten Agrarimporte zu stoppen

Die Militärs des brasilianischen Kabinetts warnten seit langem vor einer Verlegung der Botschaft nach Jerusalem. Medienberichten zufolge, könnte dieser Schritt wichtige Handelspartner aus den arabischen Ländern verärgern. Es wurde bereits gedroht, dass alle Agrarimporte aus Brasilien gestoppt werden würden. Bei dem südamerikanischen Land handelt es sich um einen der weltweit wichtigsten Exporteure von Halal-Fleisch.

Der Status Jerusalems ist einer der entscheidendsten Streitpunkte im Nahost-Konflikt. Sowohl Israelis als auch Palästinenser beanspruchen Jerusalem als Hauptstadt für sich. Nach Auffassung des überwiegenden Teils der internationalen Gemeinschaft soll der Status Jerusalems von den beiden Seiten allein ausgehandelt werden. Einmischung von Drittländern durch die Verlegung der Botschaft ist daher umstritten. Der amerikanische Präsident Trump wurde für seinen Entschluss die amerikanische Botschaft nach Jerusalem zu verlegen von der internationalen Gemeinschaft scharf kritisiert.

Foto: Brasiliens Präsident Bolsonaro und Benjamin Netanjahu am 31. März 2019. Quelle: Noam Revkin Fenton/Flash90

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