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Junge Israelin in Russland zu 7,5 Jahren Haft verurteilt – Israel bittet um ihre Freilassung

MOSKAU / JERUSALEM, 16.10.2019 (TPS/IH) – Am vergangenen Freitag ist die 26-jährige Israelin Na‘ama Issachar von einem Moskauer Gericht zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis wegen Drogenbesitzes und -schmuggels verurteilt worden. Ihre unverhältnismäßig hohe Strafe hat in Israel für Entsetzen und Fassungslosigkeit gesorgt. Israelische Medien spekulieren über staatliche Geiselnahme. Premierminister Benjamin Netanjahu hat nun einen offiziellen Antrag an den russischen Präsidenten Vladimir Putin gestellt, darin bittet er – auch im Namen von Staatspräsident Reuven Rivlin – um Begnadigung der jungen Frau.

Was wird Na‘ama Issachar vorgeworfen?

Issachar reiste im April von Neu-Delhi nach Tel Aviv über den Moskauer Flughafen Sheremetyevo. Dort fanden die russischen Behörden etwas Cannabis in ihrem aufgegebenen Gepäck. Der Besitz einer Menge von 9,5 Gramm Cannabis ist in Israel – im Gegensatz zu Russland – legal. Vor Gericht hat Issachar den Besitz zugegeben und bereut. Den Schmuggel bestritt sie. Ihre Anwälte argumentierten, dass sie nur im Transitbereich war, nicht an die Drogen in ihrem aufgegebenen Gepäck gelangen und sie somit auch nicht an jemanden in Russland hätte weiterreichen können. Issachars Strafe ist laut Verteidigung unverhältnismäßig: Im September war eine Amerikanerin von einem Gericht in Sankt Petersburg zu einer Geldstrafe von etwa 210 Euro verurteilt worden, weil sie mit 19,05 Gramm Marihuana im Gepäck nach Russland eingereist war.

Ist Issachar ein Faustpfand?

Medienberichten zufolge verlangt Putin einen Deal, der einen Austausch zwischen Issachar und dem russischen Hacker Alexei Borkov vorsieht. Dieser wird seit vier Jahren von Israel wegen des Verdachts auf Cyberkriminalität festgehalten. Der Oberste Gerichtshof Israels hat entschieden, dass Borkov an die USA ausgeliefert wird – und nicht seinem Antrag entsprechend nach Russland. Wie die „New York Times“ berichtet, habe ein angeblicher Freund Borkovs Issachars Familie darüber informiert, dass Na‘ama Issachar freikäme, solle Borkov an Russland ausgeliefert werden.

Am Montag hatte Issachars Mutter Gelegenheit, ihre Tochter in der russischen Haftanstalt zu besuchen. „Ich bin müde und erschöpft“, sagte Issachar zu ihrer Mutter. „Ich kann es nicht mehr ertragen. Ich will nur aus diesem Gefängnis raus, bitte.“ In einem Interview mit dem israelischen Fernsehsender i24 berichtet ihre Schwester Liad Goldberg von schwierigen Haftbedingungen, denen Na‘ama Issachar ausgesetzt sei. Sie teile sich eine enge Zelle mit mehreren Frauen, könne nur entweder stehen oder im Bett liegen und sei in schlechter emotionaler Verfassung. „Meine Schwester ist verängstigt und verzweifelt und dabei, auseinander zu fallen“, beklagte Liad Goldberg. Laut Issachars Anwälten erhält Issachar in der Haft kein koscheres Essen. Zudem fand der Prozess am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur statt, so dass keine religiösen Vertreter dabei sein konnten. In Israel gibt es bereits Aufrufe, Russland als Reiseland zu boykottieren.

Am Freitag gab das Büro des Premierministers eine Erklärung zu Issachar heraus, in der es heißt, dass Israel eine aktive Rolle dabei übernehme, ihre Freilassung zu sichern.
„Die israelischen Behörden waren während ihrer gesamten Haft aktiv in Bezug auf Issachar. Israel hat eine klare Botschaft übermittelt: Die von der russischen Staatsanwaltschaft geforderte Strafe ist unverhältnismäßig und entspricht nicht der Art der Straftat, die Issachar zugeschrieben wird.“

Foto: Der Fall Na‘ama Issachar ist beispiellos und sorgt in Israel für Entsetzen. Quelle: Familie Issachar.

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