Muss sich Israel gegen Russland stellen?
JERUSALEM, 10.03.2022 (MS) – Nachdem sich die USA entschieden haben, kein russisches Öl mehr zu importieren, üben sie nun Druck auf ihre Verbündeten aus, ihnen zu folgen. „Wir möchten, dass alle unsere Verbündeten und Partner strenge Sanktionen verhängen“, so ein hochrangiger Vertreter der US-Botschaft gegenüber Reportern in Tel Aviv und betonte, dies gelte auch für Israel.
Bennett versucht das Unmögliche
Die Regierung unter Naftali Bennett hat bisher keine offiziellen Sanktionen gegen Russland verhängt, einige private israelische Unternehmen sind jedoch aus eigener Initiative aus dem russischen Markt ausgestiegen. Israel hat Hilfsgüter an die Ukraine geliefert, aber keine Waffen, und es nimmt tausende, auch nichtjüdische, ukrainische Flüchtlinge auf.
Als Premierminister Bennett vor einigen Tagen nach Moskau reiste, versuchte er, Israels gute Beziehungen zu Putin zu nutzen, um eine diplomatische Lösung für den Konflikt in der Ukraine zu finden, was ihm anscheinend nicht gelang. All diese Bemühungen zeigen, dass sich die israelische Regierung nicht von Russland abwenden will, aber wie lange kann sie dem internationalen Druck standhalten?
Gestern bat der ukrainische Präsident Zelensky, vor der Knesset sprechen zu dürfen, aber dies wurde ihm verwehrt. Knessetsprecher Mickey Levy begründete dies mit Renovierungen in der Knesset, die während des heute beginnenden Urlaubs der Abgeordneten vorgenommen werden. Es müsste eine spezielle, außerplanmäßige Sitzung in der Knesset einberufen werden, was bei den Renovierungsarbeiten schwierig wäre. Levy bot an, ein Zoom-Treffen mit einigen Abgeordneten abzuhalten, aber die Ukrainer lehnten dies ab. Es könnte sein, dass die kühle israelische Antwort auf Zelenskys Rede ebenfalls zu dem Drahtseilakt gehört, den Israel zurzeit versucht.
Weltweite Aufrüstung
Der überraschende Krieg in der Ukraine hat viele Länder dazu veranlasst, über ihre eigene Verteidigung nachzudenken. Nach vielen friedlichen Jahren in Europa ist nun der Krieg zurückgekehrt und dies erhöht die Nachfrage nach israelischer Militärtechnologie, die die Verteidigung eines Landes enorm stärken kann. Besonders das Raketenabwehrsystem Eiserne Kuppel (Iron Dome) könnte sehr wichtig werden. Dies erkannte auch das US-Repräsentantenhaus, das ein 1,5 Billionen Dollar schweres Notfallpaket verabschiedete, das 1 Milliarde Dollar für das Raketenabwehrsystem Iron Dome enthält. Diese Finanzhilfe hilft bei der Weiterentwicklung des Abwehrsystems, das nun möglicherweise an viele europäische Länder geliefert werden wird.
Titelbild: Flüchtlinge aus der Ukraine kommen in Israel an. Tomer Neuberg/Flash90