Keine Ruhe in Sheikh Jarrah
JERUSALEM, 14.02.2022 (MS) – Der Stadtteil in Jerusalem, der im letzten Jahr zur Ursache von Raketenbeschüssen aus Gaza wurde, sorgt wieder für Unruhe. Am Freitagabend wurde ein jüdisches Haus in Sheikh Jarrah in Brand gesetzt, woraufhin sich Juden zur Unterstützung der Familie versammelten, die glücklicherweise während des Anschlags nicht zu Hause war.
Spannungen nehmen zu
Seitdem kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen jüdischen und arabischen Demonstranten, an denen sogar Abgeordnete der Knesset beteiligt sind. Der Abgeordnete Itamar Ben-Gvir von der religiösen zionistischen Partei hat in Solidarität mit den jüdischen Einwohnern von Shimon HaTzadik, wie Juden diesen Stadtteil nennen, ein vorläufiges Büro neben dem verbrannten Haus eingerichtet.
Daraufhin erschienen am Sonntag drei Abgeordnete der Vereinigten Arabischen Liste in dem Stadtteil und heizten die Situation noch weiter an. Sie marschierten zum Zelt von Ben-Gvir und konnten nur mit Polizeigewalt von ihm abgehalten werden.
Auch versuchte ein arabischer Autofahrer einen Juden zu überfahren, der glücklicherweise nur moderat verletzt wurde.
Gestern hat die Polizei das vorläufige Büro von Ben-Gvir schließlich abgerissen, aber es kam dabei wieder zu Gewalt, wobei der jüdische Abgeordnete verletzt wurde und zeitweise sein Bewusstsein verlor.
Heute Morgen wurde Ben-Gvir aus dem Krankenhaus entlassen und machte sich sofort wieder auf den Weg nach Shimon HaTzadik, wo nun neue Spannungen erwartet werden.
Worum geht es eigentlich?
Das Land, auf dem der Shimon HaTzadik Stadtteil steht, wurde im 19. Jahrhundert von jüdischen Organisationen gekauft. Hier lebten bis 1948 jüdische Familien, die vertrieben wurden, als Jordanien diesen Teil Jerusalems eroberte.
Seit dem Sechstagekrieg von 1967, in dem dieses Gebiet an Israel fiel, versuchen jüdische Organisationen, dieses Land wieder den rechtmäßigen Besitzern zu überführen. Da jedoch arabische Familien dort in ihren mittlerweile alten Häusern leben und sich weigern, den jüdischen Besitzern zumindest Miete zu bezahlen, ist dies nur sehr schwer möglich, auch wenn das israelische Gesetz auf Seiten der jüdischen Besitzer steht.
Heute leben einige jüdische Familien in Shimon HaTzadik, in der Nähe des Grabs des Hohepriesters Simon, der Gerechte. Sie wissen, dass sie von ihren arabischen Nachbarn nicht gerne gesehen werden, aber das Polizeiaufkommen ist hier sehr hoch und sie müssten eigentlich nicht um ihr Leben fürchten.
Das hat sich seit dem Anschlag am letzten Freitag geändert und da beide Seiten nicht nachgeben wollen, sind noch weitere Zusammenstöße zu erwarten.
Titelbild: Juden und Araber streiten um Sheikh Jarrah. Olivier Fitoussi/Flash90