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Boykott israelischer Krankenhäuser gefährdet palästinensische Krebspatienten

RAMALLAH, 27.10.2019 (TPS/DK) – Der Premierminister der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mohammed Shtayyeh, hat entschieden zukünftig israelische Krankenhäuser zu boykottieren. Aufgrund dieses Entschlusses schweben nun viele palästinensische Krebspatienten in Lebensgefahr, so die israelische Nachrichtenagentur TPS. Das Augusta-Victoria Krankenhaus in Jerusalem hat öffentlich angekündigt, keine Patienten mehr aufzunehmen, welche durch das Gesundheitssystem der PA versichert sind. Diese habe bei dem Krankenhaus Schulden im Wert von umgerechnet 51 Millionen Euro gemacht. Es handelt sich jedoch um die einzige Klinik im Land, welche Krebs- und Dialysepatienten aus dem Zuständigkeitsbereich der PA behandelt.

Patienten sollen zukünftig an Krankenhäuser in arabischen Ländern verwiesen werden

Ein hochrangiger Beamter des palästinensischen Kabinetts sagte, die PA habe ihre Bezahlung der Arztrechnungen eingestellt, da sie das Management des Krankenhauses der Korruption beschuldige. Ramallah hatte erst vor kurzer Zeit bekannt gegeben, dass die versicherten Patienten zukünftig an Krankenhäuser in arabischen Ländern statt in Israel weiter verwiesen werden sollen. Aufgrund des Boykotts sind die Krankensäle nun mit Patienten angefüllt, die auf keine Behandlung hoffen können. Sollte die PA ihre Drohung wahr machen, wird beispielsweise das Krankenhaus Hadassah Ein Kerem Verluste von rund 25 Millionen Euro einstecken müssen.

Der Leiter des Verbandes zur Behandlung von Krebspatienten, Reezak al-Suss, berichtet von Patienten, die ohne Behandlung aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Sie werden gemeinsam mit ihren Familien am Montag vor der Augusta-Victoria Klinik und vor dem Gesundheitsministerium der PA gegen die Entscheidung Shtayyehs protestieren. Das Kabinett in Ramallah wird sich morgen zu einer Notfallsitzung zusammen finden. Der Verband rief außerdem eine Kampagne unter dem Motto „Rettet die Krebspatienten – der Tod droht Tausenden“ ins Leben.

Hohe Palästinensische Beamte werden weiterhin in Israel behandelt

Eine weitere Welle der Empörung löste die Tatsache aus, dass sich hohe palästinensische Beamte ungeachtet der neuen Maßregelung dennoch in israelischen Krankenhäusern behandeln lassen. „Die Palästinensische Autonomiebehörde spielt politische Spiele auf dem Rücken krebskranker Kinder“, sagte ein Bewohner Ostjerusalems gegenüber TPS. Die Kosten für die Behandlung von Krebs- und Dialysepatienten belaufen sich auf mehr als 3 Millionen Euro pro Monat und sind deshalb von Privatpersonen unmöglich finanziell zu tragen. 

Bild: Die Nachbarschaft des Augusta-Victoria Krankenhauses auf dem Ölberg. Quelle: Esty Dziubov/TPS

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