zurück zu Aktuelles

Vor Reichskristallnacht gerettet: Yad Vashem erhält Thorarolle

JERUSALEM, 08.11.2019 (IH) – Wohlbehalten und auf abenteuerlichen Wegen gelangte sie vom fränkischen Arnsbach nach Jerusalem: Eine Thorarolle, die vor der Zerstörung während der Reichskristallnacht 1938 bewahrt blieb, ist nun in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zu sehen.

„Diese Schriftrolle wurde in unserer Familie von Generation zu Generation weitergegeben, sie ist Teil unserer Geschichte und bedeutet mir persönlich viel“, sagte Ruthy Dietenhofer, die Enkelin des verstorbenen Besitzers.

Die Thora-Rolle gehörte einst Dr. Ludwig Dietenhofer, einem „Industriellen, der sich für die Gemeinde Arnsbach engagierte“, heißt es von Seiten Yad Vashems. Dietenhofer hatte in Arnsbach mehrere öffentliche Ämter inne: Er war Stadtrat und Vorsitzender der jüdischen Gemeinde. Seine Familien-Thora vermachte er der Synagoge und brachte sie rechtzeitig in Sicherheit, bevor in der Nacht auf den 10. November das Gebetshaus in Flammen aufging.

Ludwig Dietenhofer mit seiner Ehefrau. Quelle: Archiv von Yad Vashem.

Abenteuerliche Flucht ins Gelobte Land

Dietenhofer flüchtete aus Nazideutschland und erreichte nach einem Jahr über Österreich, Ungarn, Russland, China, Südafrika und Gibraltar schließlich das britische Mandatsgebiet Palästina. Mit dabei: die Thorarolle.

Seine Enkelin Ruthy Dietenhofer hat die Schriftrolle nun schweren Herzens der Gedenkstätte übergeben: „Mein Urgroßvater las daraus, mein Großvater las daraus, und mein Vater und seine drei Brüder ebenso wie mein Enkel. Viele Jahre lang befand sich diese Schriftrolle in unserem Kibbuz und wir nahmen sie mit, als wir umzogen. Aber wir haben beschlossen, dass es richtig ist, sie Yad Vashem zu geben. Dort wird sie jetzt bewahrt und ausgestellt“.

Foto: Die Thorarolle, die von Ludwig Dietenhöfer vor der Kristallnacht gerettet wurde, ist nun der Öffentlichkeit zugänglich. Quelle: Yad Vashem.

Weitere News aus dem Heiligen Land