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Profitiert Hamas von Spannungen zwischen Israel und dem Islamischen Dschihad?

GAZA, 01.12.2019 (DK) – Die im Gazastreifen herrschende Terrororganisation Hamas hat am Wochenende zum dritten Mal in Folge die Freitagsproteste an der Grenze zu Israel abgesagt. Trotz der Eskalation zwischen Israel und Gaza im vergangenen Monat, wird demnach ein inoffizielles Abkommen zwischen dem jüdischen Staat und der Terrororganisation vermutet. Dies sollte weiter nicht verwundern, denn bei der Eskalation handelte es sich nicht um eine Konfrontation mit der Hamas, sondern mit der zweitmächtigsten Terrorgruppe in der Küstenenklave, dem Islamischen Dschihad. Dieser zeichnet sich in der vergangenen Zeit immer stärker als der Hauptakteur bei direkten Angriffen auf Israel ab. Als die schiitische Gruppierung 450 Raketen abfeuerte, schien die Hamas dies nur von den Seitenlinien aus zu beobachten. Doch sie könnten von dieser Wende der Ereignisse auch profitieren. 

Angriff gegen Abu al-Ata: Israel ändert seine Strategie

Am Morgen des 12. November 2019 führte die israelische Luftwaffe einen Angriff gegen Bahaa Abu al-Ata durch, einem der Anführer des Islamischen Dschihad, welcher zum Großteil durch den Iran finanziert wird. Al-Ata soll einen Terroranschlag auf israelische Zivilisten und IDF-Truppen in naher Zukunft geplant haben. Er war bereits für Hunderte von Attacken gegen israelische Zivilisten verantwortlich. Bislang flog die israelische Luftwaffe immer Gegenangriffe auf Stützpunkte der Hamas, ungeachtet des eigentlichen Akteurs. Doch der gezielte Angriff auf den Anführer des Islamischen Dschihad markierte eine Wende in der israelischen Strategie. 

Der Islamische Dschihad gewinnt in Gaza an Beliebtheit

Der Islamische Dschihad hat sich ebenso wie die Hamas, die Vernichtung des jüdischen Staates auf die Fahnen geschrieben. Während die herrschende Terrororganisation im Gazastreifen jedoch zunehmends an Beliebtheit verliert, gewinnt die schiitische Gruppierung vonseiten der Bevölkerung an Unterstützung. Ein Einwohner des Gazastreifens sagte gegenüber der israelischen Tageszeitung Haaretz, dass die Bewohner glaubten, Hamas gebe Israel gegenüber zu oft nach und der Islamische Dschihad setze den Widerstand fort. Tatsächlich scheint sich die junge Bevölkerung Gazas aufgrund ihrer ideologischen Erziehung und der fatalen Bedingungen weiter zu radikalisieren. 

Die Auseinandersetzung des Islamischen Dschihad mit Israel birgt auf mehreren Ebenen Vorteile für die Hamas. Zum einen lenkt eine offene Eskalation mit dem jüdischen Staat von den verheerenden Zuständen in der Küstenenklave ab: Mangelndes sauberes Trinkwasser, schlechte medizinische Versorgung und eine völlig zerstörte Wirtschaft sind nur ein paar wenige der Folgen welche die Herrschaft der Terrororganisation über die Jahre hinweg mit sich brachte. Zudem nimmt Israels Luftwaffe zunehmends Stützpunkte des Islamischen Dschihad anstelle von Hamas-Hochburgen ins Visier. Die Hamas könnte demnach diese Entwicklungen langfristig für ihre eigenen Zwecke nutzen. 


Bild: Mitglieder des “Islamischen Dschihad” im Gazastreifen am 14. November 2019. Quelle: Fadi Fahd/Flash90

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