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Iranische Miliz will offenbar das Grab der Purim-Helden Esther und Mordechai zerstören

JERUSALEM / HAMADAN, 21.02.2020 (TM) – Eine radikal-islamische Studentenmiliz hat damit gedroht, dass Grab der biblischen jüdischen Helden Esther und Mordechai in der iranischen Stadt Hamadan abzureißen. Dort solle stattdessen ein palästinensisches Konsulat errichtet werden. Damit reagiere man auf den Friedensplan von US-Präsident Trump, meldeten iranische Medien. Der Abriss des Grabes, einem Ort für jüdische Pilger, sei eine Vergeltungsmaßnahme gegen die Amerikaner und gegen Israel.

Das Grab gilt als Kulturerbe und wird als solches durch iranische Gesetze geschützt. Der Sprecher der Studentenmiliz Bassidsch in Hamadan, Tayeb Faryadras, wird jedoch von einer regimetreuen Zeitung zitiert: Die Verteidigung der Rechte der Palästinenser sei wichtiger als ein kulturelles Erbe. Das größte Problem sei die „Israelisierung von Jerusalem“.

Retterin des jüdischen Volkes

Esther lebte der Überlieferung zufolge einige Hundert Jahre vor Christi Geburt mit ihrem Onkel und Vormund Mordechai im persischen Reich. Esthers jüdischer Name war Hadassa. Ihre Geschichte wird im biblischen Buch Esther erzählt: König Ahasveros (Xerxes I.) erwählte sie zu seiner Frau und Königin. Esthers Onkel Mordechai bewahrte den König vor einem Mordanschlag. Sein Gegenspieler war der höchste Regierungsbeamte Haman, ein Judenhasser, der ein Mordkomplott gegen alle Juden schmiedete. Sein Plan war, sie „zu vertilgen, zu erschlagen, zu vernichten alle Juden vom Knaben bis zum Greis, Kinder und Frauen, an einem Tag“. Esther und Mordechai konnten den geplanten Völkermord aber verhindern, alle Feinde der Juden wurden getötet.

Freudenfest Purim

Zur Erinnerung an ihre Rettung durch Esther feiern die Juden das Purimfest, in diesem Jahr am 9. und 10. März. Der Freudentag wird fröhlich und ausgelassen begangen, mit Tanz, Gesang und Spielen. Wie beim Karneval tragen viele Menschen bunte Kostüme. Geschenke werden auch verteilt. In der Synagoge wird am Purim-Tag die Esther-Rolle vorgelesen. Sobald der Name „Haman“ fällt, klappern die Besucher mit lauten Rasseln, stampfen mit den Füßen und machen möglichst viel Lärm.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Esther-Geschichte in Bezug zum heutigen Iran gesetzt. Er verwies darauf, dass schon damals Perser versucht hätten, die Juden auszulöschen, was ihnen nicht gut bekommen sei. Das Mullah-Regime in Teheran hat die Vernichtung des „zionistischen Gebildes“ Israel zu einem seiner wichtigsten Ziele erklärt.

Ein widerliches Vorhaben“

Zu der Debatte um das Grab von Esther und Mordechai gibt es bislang keine offizielle Erklärung aus Teheran. Stellung bezogen hat dagegen Jonathan Greenblatt, der Leiter der Anti-Defamation League mit Sitz in New York. Die Organisation tritt gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden ein. Greenblatt bezeichnete das Vorhaben der Iraner, eine heilige jüdische Stätte zu schänden, als widerlich: „Weniger als einen Monat vor Purim sollten sich Menschen aller Glaubensrichtungen zu Wort melden, bevor diese Entweihung stattfindet“, schrieb er auf Twitter.

Bild oben: Das Mausoleum von Esther und Mordechai in der iranischen Stadt Hamadan. Es ist die bedeutendste jüdische Pilgerstätte in der islamischen Republik. Foto: Philippe Chavin (Simorg) / Wikipedia

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