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Karneval in Belgien und Spanien: Israel verurteilt antisemitische Klischees

JERUSALEM, 26.02.2020 (DK) – Israel hat die Karnevalsveranstaltungen im belgischen Aalst und im spanischen Campo de Criptana für die Zurschaustellung antisemitischer Stereotype verurteilt. Obwohl die UNESCO das Fest in Aalst bereits vergangenes Jahr aufgrund der judenfeindlichen Darstellungen von der Weltkulturerbe-Liste gestrichen hatte, waren wieder Hakennasen, Schläfenlocken und lange Zähne auf den Straßen zu sehen. Auch ein Faschingswagen im spanischen Campo de Criptana sorgte für Empörung. Die Karnevalisten provozierten mit Nazi-Kostümen und der Nachbildung eines Krematoriums. Die israelische Botschaft in Madrid schrieb auf Twitter: “Wir verurteilen die abscheuliche und abstoßende Darstellung, welche die Opfer des Holocaust nicht respektiert und sich über den Mord an Millionen von Juden lustig macht. Die europäischen Nationen müssen gemeinsam gegen den Antisemitismus vorgehen.“

Außenminister Katz fordert Verbot des „hasserfüllten“ Umzugs

Der Karnevalszug in der westbelgischen Stadt Aalst ist eine Tradition seit dem Mittelalter. Aufwendig dekorierte Wagen und prächtige Kostüme beeindrucken die vielen Besucher, doch in den vergangenen Jahren machten die abwertenden Abbildungen orthodoxer Juden Schlagzeilen. Insbesondere Figuren, die Juden als Insekten und mit Goldbarren darstellen, ernteten heftige Kritik. Israels Außenminister Israel Katz forderte ein Verbot des „hasserfüllten“ Umzugs. Auch EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas schrieb am Montag auf Twitter: „Der Karneval in Aalst ist eine Schande. Das muss aufhören“. Der Bürgermeister der Stadt wandte dagegen ein, dass nicht die ganze Veranstaltung als judenfeindlich eingestuft werden solle.

Spanische Karnevalisten verkleiden sich als Nazis und KZ-Häftlinge

Ein Video im Internet zeigte den Faschingsumzug in Campo de Criptana, bei welchem eine Gruppe von Teilnehmern in Nazi-Kostümen einen Wagen hinter sich herzogen, auf dem ein nachgebildetes Krematorium zu sehen war. Hinter ihnen folgten Tänzer in gestreifter Kleidung, welche an die von KZ-Häftlingen erinnerte. Zudem wurden Israel-Fahnen geschwenkt. Campo de Criptana ist eine Stadt etwa 120 Kilometer südöstlich der spanischen Hauptstadt Madrid. 

Mehrere Studien haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Antisemitismus in Europa wieder salonfähig zu werden scheint. Eine Umfrage der EU-Agentur für Grundrechte ergab schockierende Ergebnisse: Der Judenhass ist wieder auf dem Vormarsch. Knapp 40 Prozent der befragten europäischen Juden gaben an, in den vergangenen Jahren wegen ihres Glaubens belästigt, angefeindet und schikaniert worden zu sein. Von den Betroffenen hatten 80 Prozent den Vorfall nicht gemeldet, da sie überzeugt waren von den Behörden nicht ernst genommen zu werden. Die zuständige EU-Beauftragte, Katharina von Schnurbein, fordert nun, im Kampf gegen den Antisemitismus schon in den Schulen anzusetzen.

Bild: Der Karneval in Aalst im Jahr 2013. Quelle: Koen de Vogelaere/wikicommons

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