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Ausgangssperre führt zu drastischem Anstieg von häuslicher Gewalt

JERUSALEM, 24.03.2020 (DK) – Seit Beginn der Coronakrise hat der Bedarf an Plätzen in Frauenhäusern stark zugenommen. Aufgrund der Ausgangssperre und der zunehmenden Arbeitslosigkeit spielt sich das Leben vieler Familien fast ausschließlich in ihren Wohnungen ab. Dies hat in den vergangenen Wochen zu einem drastischen Anstieg von häuslicher Gewalt geführt. Das Sozialministerium fordert nun mehr Einrichtungen für Betroffene zu eröffnen. Der Behörde zufolge fliehen jeden Monat rund 50 Frauen von zuhause und suchen Schutz. Um allen Opfern eine sichere Unterkunft bieten zu können, erklärte das Amt: „Wir möchten bereits bestehende Gebäude zu Frauenhäusern umfunktionieren. Jede Frau die Hilfe braucht, wird sie erhalten.“

Frauenhäuser sind zu 95 Prozent ausgelastet

Beratungsstellen in Israel stehen vor der Herausforderung, sowohl weiterhin verfügbar zu bleiben, als auch die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus zu verringern. In den Einrichtungen leben Frauen sehr eng zusammen. Mit jedem Neuankömmling steigt demnach die Infektionsgefahr mit COVID-19. Die bewachten Unterkünfte sind laut Angaben von Sozialarbeitern zudem bereits zu 95 Prozent ausgelastet. Sollte das Ministerium keine weiteren Frauenhäuser eröffnen, werden viele Opfer zukünftig nicht die ihnen zugesicherte Hilfe erhalten. 

„Wir sind nicht auf den kommenden Ansturm vorbereitet. Es handelt sich um eine extreme Situation, die wir so noch nie erlebt haben“, erklärte Rivka Neumann. Die Aktivistin leitet die Abteilung für Frauenförderung des zionistischen Frauenverbandes WIZO. Sie fügte hinzu: „In vielen Familien wird zum ersten Mal über Gewalt berichtet und in bereits betroffenen Familien wird die Situation schlimmer.“ Um den Opfern von häuslicher Gewalt trotz der aktuellen Umstände beizustehen, stellen viele Anlaufstellen nun auf Online- und Telefonberatung um.

500.000 Israelis haben seit Anfang des Monats ihre Arbeitsstelle verloren

In Israel wird derzeit über eine Verschärfung der aktuellen Auflagen hinsichtlich der Ausgangssperre diskutiert. Das Gesundheitsministerium erwägt, Männern über 70 und Frauen über 65 zu verbieten, das Haus zu verlassen. Die Zahl der Infizierten stieg am Montag auf 1442 Fälle an. Davon sind insgesamt 29 Menschen schwer erkrankt. Von den neuen Maßnahmen ist außerdem die Wirtschaft stark betroffen. Seit Beginn des Monats März haben sich landesweit eine halbe Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. 

Bild: Frauen demonstrieren gegen mangelnden Schutz für Opfer häuslicher Gewalt. Quelle: Eitan Elhadez/TPS

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