
Corona-Einschränkungen: Wachsende Frustration in der Bevölkerung
JERUSALEM, 23.04.2020 (DK) – Die strengen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus haben drastisch in den Alltag der israelischen Bürger eingegriffen. Der Kontrollverlust, die finanzielle Unsicherheit und der Mangel an sozialen Kontakten führen zu wachsender Frustration in der Bevölkerung. Nachdem die Regierung am Sonntag eine Lockerung der Maßnahmen ankündigte, herrschte Verwirrung, welche Geschäfte öffnen dürfen und welche nicht. Als die Menschen vor IKEA Schlange standen, doch kleine Geschäfte geschlossen blieben, protestierten die Kleinunternehmer des Landes. Diese sehen aufgrund der Krise ihre gesamte Existenzgrundlage bedroht.
Arbeitslosenquote in Israel steigt auf 26%
Der weinende Inhaber eines Falafel-Standes ist in Israel zum Symbol für die ökonomische Krise geworden. Yuval Carmi ist aufgrund der Situation in tiefe finanzielle Schwierigkeiten geraten. „Schau dir meinen Geldbeutel an, er ist leer“, erklärte der Kleinunternehmer aufgelöst gegenüber einem Kameramann des Fernsehsenders Kanal 13. „Es ist mir peinlich, vor meinen Kindern zu sagen, dass ich nichts habe, um ihnen etwas zu kaufen. Ich habe ihnen nichts zu geben. Ich kann ihnen nicht einmal etwas zu essen kaufen”. Carmi ist nicht der einzige, den die Krise wirtschaftlich ruiniert hat. Insgesamt 26% aller Israelis sind derzeit ohne Beschäftigung.
Die Regierung sah sich angesichts des Drucks gezwungen, die Wirtschaft langsam wieder in Schwung zu bringen. Tali Friedman, die Vertreterin der Standbesitzer auf dem Jerusalemer Hauptmarkt, teilte der Zeitung Ynet mit, dass die Geschäfte am Sonntag wieder geöffnet werden. „Es ist lächerlich, dass Orte, die nicht unbedingt erforderlich sind, wie IKEA, geöffnet werden und lange Schlangen vor den Türen stehen, aber die Marktverkäufer weiter Einbußen einfahren“, sagte sie. Auch der Bildungsminister, Rafi Peretz, zeigte sich uneinsichtig: „Es kann nicht sein, dass IKEA wieder öffnet und die Schulen geschlossen bleiben“.
Regierung ruft Ausgangssperre zum Unabhängigkeitstag aus
Trotz der schrittweisen Rückkehr zur Normalität, hat die Regierung für nächste Woche erneut eine verschärfte Ausgangsbeschränkung ausgerufen. Anlässlich des Unabhängigkeitstages soll von Dienstagabend bis Mittwochabend wieder ein kompletter Shutdown herrschen. Außer in medizinischen Notfällen, ist es den Bürgern nicht erlaubt ihre Häuser zu verlassen. Über den Fastenmonat Ramadan müssen zudem alle Geschäfte zwischen sechs Uhr abends und drei Uhr morgens geschlossen bleiben, um keine Menschenansammlungen nach Sonnenuntergang anzuziehen.
Bild: Selbstständige demonstrieren aufgrund der wirtschaftlichen Maßnahmen am 6. April 2020. Quelle: Yehonatan Valtser/TPS