Hisbollah droht mit Angriffen auf Israels Großstädte
BEIRUT, 22.06.2020 (DK) – Die Terrormiliz Hisbollah hat Israel in einem Video gedroht, die Großstädte des Landes anzugreifen. „Heute können wir nicht nur Tel Aviv treffen, sondern auch, so Gott will und mit seiner Hilfe, sehr genaue Ziele in der Stadt erreichen“, so der Chef der schiitischen Organisation, Hassan Nasrallah. Israel vermutet, dass die Hisbollah derzeit über ein Arsenal von rund 150.000 Raketen verfügt. Eine weitaus kleinere Zahl der Waffen kann Ziele bis auf wenige Meter genau anvisieren. Teheran soll sowohl die Herstellung der Raketen als auch das militärische Training der Hisbollah gefördert und finanziert haben.
Israel fürchtet Angriffe auf Militärstützpunkte und politische Einrichtungen
Nach der Einschätzung des Generalstabschefs der israelischen Armee, Avi Kochavi, ist der Iran zur mächtigsten und gefährlichsten Macht im Nahen Osten aufgestiegen. Im Atomstreit setzt das Regime weiter auf Provokation. Auch steckt Teheran hinter einer Vielzahl von Terrorattacken auf israelische Zivilisten und baut seine Macht in Syrien und im Libanon aus. Israel befürchtet in einem zukünftigen Krieg, dass Präzisionsraketen unweit der Grenze eingesetzt werden könnten. Damit habe die Hisbollah die Möglichkeit, wichtige Stützpunkte des Militärs und politische Einrichtungen im jüdischen Staat ins Visier zu nehmen.
Im September vergangenen Jahres hatte sich Jerusalem zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Benjamin Netanjahu veröffentlichte Geheimdienstinformationen über eine Fabrik zur Herstellung von Präzisionsraketen im Südlibanon. Der internationalen Gemeinschaft und der libanesischen Regierung sollte damit die konkrete Bedrohung vor Augen geführt werden. Die Maßnahme scheint Erfolg zu zeigen. In einigen Ländern, darunter Deutschland, wurde inzwischen ein Betätigungsverbot für die Terrororganisation verhängt.
Libanesen protestieren gegen korrupte Politik der Hisbollah
Die Hisbollah ist im Jahr 1982 als ein paramilitärischer Zusammenschluss entstanden. Nur zehn Jahre später weitete sich ihr Einfluss auch politisch aus und sie war erstmals in der Nationalversammlung vertreten. Heute gilt die Organisation als ein Staat im Staat, welche bestimmte Gebiete fast völlig autonom regiert. In den vergangenen Wochen ist es im Libanon jedoch immer wieder zu Protesten gegen die korrupte politische Elite gekommen.
Bild: Feuer in Haifa im Jahr 2006 nach einem Raketenangriff der Hisbollah. Quelle: Flash90