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Oberstes Gericht verbietet Abriss von Attentäter-Wohnung

JERUSALEM, 11.08.2020 (DK) – Israels Oberstes Gericht hat der Armee die Zerstörung des Hauses eines Attentäters in dem palästinensischen Dorf Yabed verboten. Dieses gehört dem verurteilten Mörder des 21-jährigen Soldaten Amit Ben Yigal. Die beiden Eltern des getöteten jungen Mannes reagierten mit Schock und Trauer auf den überraschenden Entscheid. “Mein Sohn wurde heute erneut getötet”, so die Mutter Nava Revivo. “Amit wird nicht zurückkommen, aber Gott bewahre, dass dem nächsten Soldaten dasselbe passieren wird.” Auch der Vater des Einzelkindes bat die Richter, den Entschluss zu überdenken. “Ist unser Schmerz kein Schmerz? Ist unser Elend kein Elend? Wir sind unschuldig und unser Heim wurde zerstört”, klagte er. 

Vater von Amit Ben Yigal bei der Beerdigung seines Sohnes. Quelle: Yossi Aloni/Flash90

Netanjahu und Gantz fordern zweite Anhörung

Nicht nur vonseiten der Familie, sondern auch aus den Reihen der Regierung erntete der Entscheid heftige Kritik. Sowohl Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als auch Verteidigungsminister Benny Gantz forderten eine zweite Anhörung. „Eine unglückliche Entscheidung des Obersten Gerichts. Ein großer Fehler. Der Terrorismus darf keinen Rückenwind erhalten”, schrieb der Premier nach der Ankündigung auf Twitter.

Richter entscheiden zugunsten der Familie des Attentäters

Bei dem Mörder des Soldaten handelt es sich um den Palästinenser Nazmi Abu Bakr. Der 49-Jährige hatte im Mai einen Ziegelstein von seinem Dach auf den Kopf des jungen Mannes fallen lassen. Zuvor hatte er die Truppe heimlich mit Steinen beworfen. Da in dem Haus des Verurteilten noch immer die Frau und acht Kinder des Attentäters leben, hat sich eine israelische Organisation für den Abbruch der Hauszerstörung eingesetzt. Das Militär hatte bereits im Juni mit den Vorbereitungen zum Abriss begonnen. Das Oberste Gericht gab der Petition zugunsten der palästinensischen Familie statt. 

Bei Hauszerstörungen handelt es sich um eine Vorgehensweise der Israelischen Streitkräfte, die palästinensischen Attentätern und deren Familien als abschreckende Maßnahme dienen soll. In Israel wird die Strafe auf beiden Seiten des politischen Spektrums weitestgehend unterstützt. International sind Kollektivstrafen dagegen umstritten, da auch andere Anwohner in den Häusern betroffen sind. 

Bild: Israelische Streitkräfte reißen ein Haus in Hebron im September 2019 ab. Quelle: Wisam Hashlamoun/Flash90

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