zurück zu Aktuelles

Gesundheitsministerium: Der Himmel über Israel bleibt zu

JERUSALEM, 12.08.2020 (TM) – Eine Öffnung der israelischen Grenzen und die Wiederaufnahme internationaler Flüge am kommenden Sonntag ist „weit entfernt von der Realität“. Das erklärte jetzt ein hoher Beamter des Gesundheitsministeriums im israelischen Fernsehen. Noch Ende Juli hatte das israelische Transportministerium angekündigt, man werde vom kommenden Sonntag an Besuchern aus Ländern mit geringer Corona-Infektionsrate (darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz) die Einreise wieder erlauben.

Bei einer Sitzung des Corona-Ausschusses der Knesset wurde bekannt, dass die zuständigen Behörden keinen Plan für die Wiederaufnahme des Reiseverkehrs ausgearbeitet haben.

Israel verbietet somit weiterhin die Einreise aller Ausländer. Jeder Israeli, der aus dem Ausland nach Israel kommt, muss in eine zweiwöchige Quarantäne. Der Flugverkehr am Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv ist seit März weitgehend zum Erliegen gekommen. Israel ist für Ausländer geschlossen, wegen der hohen Coronavirus-Infektionsrate dürfen Israelis derzeit in den meisten Staaten nicht einreisen.

Fluglinien vor dem Kollaps

In den vergangenen Wochen sah sich die Regierung zunehmendem Druck vonseiten der Flugindustrie ausgesetzt, welche einen Zusammenbruch der Branche befürchtete. Fluglinien wie El Al und Arkia machten deutlich, dass ein weiterer Stopp des Flugbetriebs ihre Existenz bedrohe. Viele Beschäftigte haben seit März unbezahlten Urlaub, die Flugzeug-Flotten bleiben am Boden. Der Geschäftsführer des Flughafens warnte bereits vor Wochen vor einer Abwärtsspirale, die nicht mehr umkehrbar sei. Betroffen sind Zehntausende Beschäftigte, die bislang Bordverpflegung kochten, Mietwagen anboten oder am Flughafen Restaurants betrieben. Weil der Luftraum um den Flughafen leer blieb, durften vom Flugfeld kürzlich sogar Heißluftballone starten.

Querelen und Kompetenzgerangel

Die angekündigte „Öffnung des Himmels“ am 16. August fällt nun offenbar Querelen und Kompetenzgerangel zwischen dem Transportministerium, dem Gesundheitsministerium, dem Außenministerium, dem Tourismusministerium und dem Parlament zum Opfer. Transportministerin Miri Regev hat nicht die ankommenden Ausländer im Blick, sondern die reisewilligen Einheimischen. Sie drängt darauf, dass Israelis bald wieder möglichst viele Länder besuchen dürfen, trotz der hohen Infektionszahlen im Land.

Viele Länder verlangen derzeit, dass ankommende Passagiere einen negativen Coronavirus-Test vorweisen. Um dieser Anforderung gerecht zu werden, ist ein Coronavirus-Testlabor am Ben Gurion-Flughafen geplant. Es soll 800 Tests pro Stunde ermöglichen, innerhalb von 14 Stunden sollen die Ergebnisse vorliegen. Wann dieses Labor den Betrieb aufnimmt, ist derzeit offen. 

Für ihren Zick-Zack-Kurs wird die Staatsführung immer heftiger kritisiert. Der frühere Verteidigungsminister Naftalie Bennett erklärte dazu: „Israel ist eine Insel. Wir haben keine offenen Landverbindungen zu anderen Ländern. Wir können nicht so lange abgeschottet bleiben.“

Bild: Beschäftigte der israelischen Fluglinie Arkia machen bei einer Demonstration in Jerusalem auf ihre verzweifelte Situation aufmerksam. Foto: Avshalom Sassoni/Flash90

Weitere News aus dem Heiligen Land