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Israel noch ohne Plan für Ausweg aus Coronakrise

JERUSALEM, 23.08.2020 (DK) – Seit seinem Amtsantritt hat Ronni Gamzu, Israels Beauftragter zum Umgang mit COVID-19, von Presse und Bevölkerung den Titel “Coronavirus-Zar” erhalten. Zu seinen Aufgaben gehört es, ein Konzept zu entwickeln, Israel aus der Coronakrise zu führen. Doch aufgrund der politischen Reibungsverluste in der Knesset ist noch immer keine Entscheidung hinsichtlich seiner Vorschläge gefallen. Indes nahen die ersten Fristen: Am 1. September will Gamzu die Schulen in Israel wieder öffnen. Sollte das schief gehen, steht das Land vermutlich vor dem nächsten Lockdown. 

Gamzu will Ausgangssperren vermeiden

Die Herangehensweise des 54-jährigen Gesundheitsexperten hat so manche Politiker vor den Kopf gestoßen. Obwohl in Israel täglich noch immer rund 1500 Menschen mit dem Virus diagnostiziert werden, will Gamzu einen Lockdown mit allen Mitteln vermeiden. Ein solcher würde der ohnehin schon stark angeschlagenen Wirtschaft zu sehr zusetzen. Sollte die Anzahl der Toten weiterhin so schnell steigen, könnte eine neue Ausgangssperre allerdings unumgänglich werden. Seit Anfang August hat sich die Zahl der Todesopfer in Israel fast verdoppelt.

Tausende Ultraorthodoxe wollen gemeinsam in die Ukraine pilgern

Für die religiöse Fraktion steht das Verbot einer Pilgerreise in die Ukraine im Mittelpunkt des Streits. Tausende ultra-orthodoxer Juden haben bereits Flüge für den 18. September, den Beginn des jüdischen Neujahrs, gebucht, um in die Stadt Uman zu pilgern. Dort liegt das Grab des berühmten Rabbi Nachmans. Zudem sieht der Plan des Corona-Zars eine Farbskalierung der verschiedenen Städte und Wohngebiete je nach Infektionsrate vor. Vor allem ultra-orthodoxe und arabische Gemeinden werden dabei oftmals als “rot” eingestuft. Bewohnern wäre es laut des Plans nicht erlaubt, sich mehr als 500 Meter von ihren Häusern weg zu bewegen. 

Während viele Minister, einschließlich Regierungschef Netanjahu, auf einen landesweiten Lockdown drängen, setzt Gamzu auf das lokale Management von Städten und Gemeinden. Sollte sich die Politik in den nächsten Tagen nicht darauf einigen können, braucht Israel einen neuen Plan. Derzeit scheinen die Abgeordneten jedoch so sehr mit dem Streit um den Haushaltsplan beschäftigt, dass keine Zeit bleibt um sich diesen wichtigen Fragen zu widmen. 

Bild: Corona-Station im Shamir Medical Center, Tel Aviv. Quelle: Yonatan Sindel/Flash90

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