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Im Freien gebetet: Rettungsdienst behandelt mehr als 300 Hitzeopfer

JERUSALEM, 29.09.2020 (TM) – Der israelische Rettungsdienst hat am Feiertag Yom Kippur 305 Israelis behandelt, die wegen der Hitze gesundheitliche Probleme bekamen. Sie waren dehydriert und durch das Fasten geschwächt, einige verloren das Bewusstsein. Die Zahl war höher als in den Vorjahren. Es wird vermutet, dass dies mit der großen Zahl an Menschen zusammen hängt, die in diesem Jahr aufgrund der Corona-Vorschriften im Freien beteten. In Israel herrschten am höchsten jüdischen Feiertag Temperaturen von deutlich über 30 Grad im Schatten.

Während des Feiertags essen und trinken gläubige Juden 25 Stunden lang nicht. In diesem Jahr war es an Yom Kippur erlaubt, in Gruppen von höchstens 20 im Freien oder in Gruppen von zehn in geschlossenen Räumen zu beten.

Stürze von Rädern und Skateboards

Für die Rettungssanitäter in Israel ist Yom Kippur der stressigste Tag des Jahres. Ein Sprecher des Rettungsdienstes Magen David Adom gab bekannt, dass von Sonntagabend bis Montagabend 2360 Patienten versorgt werden mussten. Eine 54-jährige Fußgängerin starb, nachdem sie im Norden des Landes von einem Fahrzeug angefahren worden war. Weitere 16 Personen wurden bei Verkehrsunfällen verletzt. In den arabischen Dörfern in Israel wird Yom Kippur nicht gefeiert, dort sind Autos unterwegs.

Die weitgehend leeren Straßen in den von Juden bewohnten Städten und Gemeinden wurden von Radfahrern, Skater- und Skateborad-Fahrern in Beschlag genommen. 129 von ihnen stürzten so schwer, dass sie von den Sanitätern behandelt werden mussten. Insgesamt endete der Feiertag für 1818 Israelis im Krankenhaus. Darunter waren 136 schwangere Frauen. Zwei von ihnen schafften es nicht mehr in die Klinik und brachten ihr Baby unterwegs zur Welt.

Zahl der Covid-19-Toten steigt schnell

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums starben an Yom Kippur 33 Menschen an Covid-19. Mittlerweile haben 1507 Menschen in Israel, die mit dem Coronavirus infiziert waren, ihr Leben verloren. Ihre Zahl ist in den vergangenen Tagen stark gestiegen. 763 Covid-19-Patienten sind aktuell in kritischem Zustand, 208 müssen künstlich beatmet werden.

Am Feiertag gab es deutlich weniger Tests auf das Corona-Virus als an Werktagen. Mediziner äußerten sich besorgt, dass 14,2 Prozent der Tests ein positives Ergebnis hatten. Besonders stark wütet das Virus in ultraorthodoxen und arabischen Wohnvierteln.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wandte sich an die Öffentlichkeit. In seiner Erklärung unterstrich er, dass er daran arbeite, das Gesundheitssystem des Landes zu stärken. Bis zum 1. Oktober sollen rund 1.500 ernsthaft kranke Covid-19-Patienten versorgt werden können.

Lockdown soll verlängert werden

Aus dem Gesundheitsministerium hieß es am Dienstag, dass der strenge Lockdown in Israel nicht wie geplant mit dem Simchat Thora-Fest am 11. Oktober enden werde. Wegen der hohen Zahl der Neuinfektionen müsse der Stillstand des Landes verlängert werden. Danach könnten die Maßnahmen schrittweise und vorsichtig gelockert werden.

Bild: Juden beten im Moshav Haniel, in der Nähe von Netanja, im Freien: Bei der aktuellen Hitzwelle in Israel ist das für gesundheitlich angeschlagene Menschen ein Problem. Foto: Chen Leopold / Flash90

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