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Zwischen den Fronten: Armenien und Aserbaidschan erwarten Loyalität von Israel

JERUSALEM, 06.10.2020 (DK) – Die neu entbrannten Kämpfe zwischen Armenien und Aserbaidschan haben weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Obwohl ein Grenzkonflikt zwischen zwei kleinen Nationen im Nahen Osten auf den ersten Blick nicht außergewöhnlich erscheint, fürchten viele den Einstieg regionaler Großmächte in das Geschehen. Sowohl Russland als auch die Türkei versuchen ihre Macht in der Seidenstraße zu zementieren. Den Rufen nach Mäßigung schließt Ankara sich seit Ausbruch des Konflikts vergangene Woche nicht an. Zu einer der Besonderheiten dieser Auseinandersetzung zählt, dass beide Länder ein gutes Verhältnis zu Israel pflegen. Jerusalem versucht nun eine Gratwanderung, bei welcher es die positiven Beziehungen zu beiden Parteien aufrecht erhalten will.

Israel exportiert Waffen an Aserbaidschan

Seit Jahren verkauft die israelische Regierung moderne Waffen an Aserbaidschan. Im Gegenzug erhält der kleine Staat dafür Öl aus der Ex-Sowjetrepublik. Doch die Freundschaft geht auch über den wirtschaftlichen Profit hinaus. Obwohl Aserbaidschan shiitisch-muslimisch geprägt ist, leben Juden dort, im Vergleich zu den Nachbarländern, weitestgehend friedlich. Diese religiöse Toleranz trennt Baku nicht zuletzt vom angrenzenden Iran, welches von einem Mullah-Regime regiert wird. Das Misstrauen gegenüber Teheran ist ein weiteres Bindeglied zwischen Aserbaidschan und Israel.

Rivlin telefoniert mit armenischem Staatsoberhaupt

Doch auch das christliche Armenien erwartet Beistand aus Jerusalem. Dies erklärte das armenische Staatsoberhaupt Armen Sarkissian seinem Amtskollegen Reuven Rivlin am Montag. Kurz nach den Gespräch berichtete der armenische Botschafter in Israel, dass der Waffenverkauf Jerusalems an Baku in den kommenden Tagen eingestellt werden würde. In einer Erklärung des Präsidenten Rivlin hieß es, dass Israel den Ausbruch der Gewalt in Berg-Karabach bedauere, und sich gegen keine der beiden Seiten stellen wolle.

Die Region Berg-Karabach liegt in Aserbaidschan, wird jedoch mehrheitlich von ethnischen Armeniern bewohnt. Separatistische Streitkräfte haben im Jahr 1991 die Unabhängigkeit des Gebiets ausgerufen, doch diese ist niemals völkerrechtlich anerkannt worden. Seit 1994 hat Berg-Karabach keine Kämpfe mehr im Ausmaß der vergangenen Wochen gesehen. Die Regierungen Aserbaidschans und Armeniens werfen sich gegenseitig willkürliche Angriffe auf die Zivilbevölkerung vor.

Bild: Der armenische Staatspräsident Armen Sarkissian und Präsident Reuven Rivlin in jerusalem im Januar 2020. Quelle: Amos Ben Gershom/GPO

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