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Baguette-Boykott: Muslime in Israel protestieren gegen französische Mohammed-Karikaturen

JERUSALEM, 26.10.2020 (TPS/TM) – Die umstrittenen Karikaturen des Propheten Mohammed, die von der französischen Zeitschrift Charlie Hebdo veröffentlicht wurden, sind bereits 15 Jahre alt. Aber sie sorgen weiterhin für Aufruhr. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich auf die Seite derjenigen gestellt, die Mohammed-Karikaturen zeigen oder veröffentlichen wollen. Frankreich werde nicht „auf Karikaturen und Zeichnungen verzichten, auch wenn andere sich davon zurückziehen.“ Das hat eine Protestwelle in muslimischen Ländern ausgelöst. Die islamische Tradition verbietet es, den Propheten abzubilden. Die Aufregung ist groß, auch unter den in Israel lebenden Arabern und unter den Palästinensern.

Bilder von Macron angezündet

In Dutzenden von Läden in Kuwait, Katar, Libyen, der Türkei und Ostjerusalem wurden an leeren Regalen Schilder mit der Aufschrift „Französische Waren sind hier verboten“ angebracht. Durch Ostjerusalem zog eine Prozession, bei der die Demonstranten Parolen sangen, die die Franzosen verurteilten und den Propheten lobten. Eine der Bäckereien im Wadi Jouz schloss sich dem Boykott an und weigerte sich, in Frankreich hergestellte Baguettes und Käse zu verkaufen. In Umm al-Fahm im Norden Israels wurde ein Gebäude mit Slogans zugunsten des Propheten angestrahlt. Im Gazastreifen verbrannten wütende Muslime Porträtbilder Macrons und traten sie mit Füßen.

Mehrere arabische Länder haben zum Boykott Frankreichs aufgerufen. Unterdessen setzte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Angriffe gegen den französischen Staatschef fort. Erdogan griff Macron scharf an und behauptete: „Er braucht psychiatrische Versorgung wegen seiner Herangehensweise an den Islam.“ Als Reaktion rief Paris seinen Botschafter aus Ankara zurück und drohte Erdogan mit Sanktionen.

Eine Religion in der Krise“

Das französische Außenministerium appellierte an die arabischen Länder, den Boykott französischer Produkte zu stoppen. Frankreich war in den vergangenen Tagen Opfer mehrerer Cyber-Angriffe gegen Regierung und Finanzinstitutionen. Die Täter werden in der Türkei vermutet.

Frankreich ließ Moscheen und Büros islamischer Organisationen schließen, weil sie die Autonomie muslimischer Gemeinschaften unterstützen. Macron erklärte, der Islam sei eine „Religion in der Krise auf der ganzen Welt“. Die Enthauptung des 47-jährigen Samuel Paty, der an einer Schule im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine Geschichte und Geographie unterrichtete, hat die seit Wochen schwelenden Spannungen verschärft. Der Lehrer hatte mit seinen Schülern über Mohammed-Karikaturen diskutiert. Er wurde von einem Islamisten tschetschenischer Herkunft brutal ermordet.

Tote bei Protesten und Attentaten

Anfang 2006 waren bei gewaltsamen Protesten gegen Mohammed-Karikaturen mehr als 150 Menschen ums Leben gekommen. Auslöser waren damals Karikaturen der dänischen Zeitung Jyllands-Posten. 2015 starben bei einem Attentat auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo, das ebenfalls Karikaturen des Propheten gezeigt hatte, zwölf Menschen.

Bild: Muslime im Gazastreifen demonstrieren gegen den französischen Präsidenten Macron. Foto: Abed Rahim Khatib / Flash90

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