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Drusen stürmen Krankenhaus und stehlen Leichnam eines Scheichs

MAJDAL SHAMS, 01.11.2020 (TG) – Der schwer an Corona erkrankte drusische Scheich Abu Zain Al-Hassan Halabi ist am Freitag in das Ziv-Krankenhaus im Norden Israels eingeliefert worden. Obwohl der 76-jährige künstlich beatmet wurde, starb er wenige Stunden später. 

Laut Krankenhausverwaltung sollte sein Leichnam am Sonntagmorgen freigegeben werden, um Massenversammlungen in der Stadt Majdal Shams zu vermeiden. Die Stadt steht seit einer Woche unter einem lokalen Lockdown wegen ihrer hohen Infektionsrate mit dem Coronavirus. Um dem verstorbenen Scheich dennoch eine würdige Beerdigung zu verschaffen, liefen zwischen der Stadt und Regierungsbeauftragten Verhandlungen, um einen Corona-gerechten Kompromiss für die Beerdigung zu erzielen.

Hunderte Drusen nicht aufzuhalten

Doch es kam ganz anders: Damit dem religiösen Anführer schnell die letzte Ehre erwiesen werden konnte, stürmten hunderte Drusen das Krankenhaus und nahmen die Leiche mit. Trotz vorhandener Polizeipräsenz konnte der Vorfall nicht verhindert werden. Im Laufe des Samstags fand die Beerdigung statt, wozu tausende Drusen in Majdal Shams zusammen kamen. Der Mindestabstand konnte nicht eingehalten werden, auch das verpflichtende Trage der Masken wurde nicht von allen Beerdigungsbesuchern eingehalten. Teilnehmer des Trauerzugs kamen aus verschiedenen Teilen des Landes, was nun die Gefahr birgt, dass das Virus sich flächengreifend ausbreitet. Alle Anwesenden der Beerdigung sollen jetzt auf das Coronavirus getestet werden. Der Lockdown der Stadt wurde um weitere fünf Tage verlängert, da ein Fallen der Infektionsrate nicht in Sicht ist. 


Szenen der Beerdigung. Quelle: Kann News/Twitter

Drusische Abgeordnete kritisiert den Vorfall 

Die drusische Knessetabgeordnete Gadeer Mreeh missbilligte nachdrücklich den Vorfall: „Dieses Verhalten ist dem würdigen verstorbenen Scheich nicht angemessen. Wir alle müssen uns an die vorgeschriebenen Maßnahmen des Gesundheitsministeriums halten“, meldete sie auf Twitter. In Israel leben rund 145.000 Drusen, die hauptsächlich im Norden des Landes wohnen. Wie auch bei vielen ultraorthodoxen Juden, gibt es unter den Drusen religiöse Gruppierungen, welche die Coronavorschriften missachten, da diese im Gegensatz zu ihren Religionsregeln stehen. Generell sehen sich Drusen als ein Teil der israelischen Nation und dienen treu dem Land. Viele geschichtliche Errungenschaften in dem Bereich der Sicherheit und Verteidigung lassen sich auf Drusen zurückführen. Die Drusen sehen sich selbst als Araber, aber nicht als Muslime.

Foto: Szenen einer Überwachungskamera zeigen, wie die Drüsen in das Krankenhaus eindringen, um die Leiche zu stehen. Bild: Screenshot Video Xiv-Hospital

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