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Israel fürchtet „chronische Arbeitslosigkeit“

JERUSALEM, 16.11.2020 (TG) – In Israel steigt die Arbeitslosenrate. Während des zweiten Lockdowns, den das Land gerade durchläuft, haben sich rund eine Million Israelis arbeitslos gemeldet. Den Oktoberzahlen zufolge wurden 16 Prozent der arbeitslos gemeldeten Bürger nicht nur ohne Gehalt beurlaubt, sondern endgültig entlassen. Das waren 7 Prozent mehr als im Monat davor. Besonders stark betroffen sind Frauen und junge Erwachsene unter 35 Jahren.

Mehr Entlassungen als Beurlaubungen

Israelis, die während der Lockdowns von ihrer Arbeit freigestellt wurden, bleiben offiziell angestellt. Da sie aber kein Gehalt beziehen, haben sie einen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Doch die Zahl der Kündigungen steigt. So fanden im Oktober von den 108.475 neu gemeldeten Beurlaubungen nur 91.386 den Weg zurück in die Arbeitswelt. Immer noch kommen auf jeden Israeli, der wieder Arbeit hat, 1,2 Israelis, die Arbeit suchen. 
Mehr als 30 Prozent der Arbeitslosen sind junge Erwachsene, die in Bereichen wie der Gastronomie oder dem Einzelhandel gearbeitet haben, die besonders hart von den Coronavirus-Beschränkungen getroffen wurden. 

Eilat leidet, ultraorthodoxer Sektor erholt sich 

Die Stadt, die am meisten unter der Arbeitslosigkeit leidet, ist Eilat an der Südspitze des Landes. 80 Prozent der Menschen dort sind arbeitslos. Der hohe Prozentsatz liegt daran, dass Eilat eine Touristenstadt ist. Hotels, Restaurants und Reiseveranstalter sind durch die Pandemie sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. 
Der Sektor, der sich am schnellsten erholt, ist der ultraorthodoxe. Als die Schulen für die ersten bis fünften Klassen wieder öffneten, bekamen viele ultraorthodoxe Frauen ihren Job wieder. Zudem sind in den ultraorthodoxen Gemeinden, trotz der weiterhin geltenden Beschränkungen, viele Geschäfte und Wirtschaftszweige offen. In vielen ultraorthodoxen Städten und Wohngebieten hält man sich nicht an die Vorgaben der Regierung.

Wirtschaftsminister spricht von „Arbeitslosenkultur“

Wirtschaftsminister Amir Peretz drängt auf rasches Handeln der Regierung. Die Zahlen seien beängstigend, Israel stehe kurz vor einer „Arbeitslosenkultur“, so Peretz. Viele Arbeitgeber, Selbstständige und Geschäftsinhaber hoffen auf mehr staatliche Hilfe, doch diese ist nicht in Sicht. Diskutiert wird aktuell die Einführung eines Kurzarbeitergeldes nach deutschem Vorbild, um die Zahl der Kündigungen zu senken.

Bild: Mit der israelischen Wirtschaft geht es bergab, die Arbeitslosigkeit steigt. Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie hat sich die Zahl der Beschäftigungslosen fast verzehnfacht. Foto: Miriam Alster / Flash 90

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