Jeder Israeli ab 16 kann sich von heute an impfen lassen
JERUSALEM, 04.02.2021 (TG) – Israel erweitert seine Impfkampagne: Vom heutigen Tag an werden allen Einwohnern ab 16 Jahren Impfungen angeboten. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung hat bereits die erste Dosis erhalten, knapp zwei Millionen Menschen wurden bereits zweimal geimpft. Doch die Impfrate ist in den vergangenen Tagen gesunken. Für die Gesundheitsdienstleister wird es immer schwieriger, Menschen zu den Impfungen zu bewegen. Manche Impfzentren waren bereits gezwungen, abgelaufenen Impfstoff zu entsorgen.
Um dies zu vermeiden, laden die Standorte nun alle Bürger, sobald sie älter als 16 Jahre sind, zum Impfen ein. Dafür werden auch die Sozialen Medien genutzt. Kinder und Jugendliche unter 16 waren von den vorklinischen Untersuchungen während der Entwicklung der Impfstoffe ausgeschlossen und können deshalb vorerst nicht geimpft werden.
Infektionsrate weiterhin hoch
Obwohl Israel, gerechnet pro Kopf der Bevölkerung, mehr Menschen geimpft hat als jedes andere Land der Welt, sinkt die Infektionsrate nicht wie gewünscht. Die Mediziner führen das darauf zurück, dass es von der ersten Injektion an vier Wochen dauert, bis der volle Impfschutz erreicht ist. Zudem sind die Impfquoten in der ultraorthodoxen und arabischen Bevölkerung niedrig, dort breitet sich das Virus weiterhin rasch aus.
Israel befindet sich seit Wochen im dritten nationalen Lockdown. Doch das Herunterfahren des Landes mit Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, der Schließung von vielen Betrieben, Kultur- und Sporteinrichtungen stößt zunehmend auf Widerstand. Angeblich sollen am morgigen Freitag einige Beschränkungen aufgehoben werden. Die zerstrittene Regierung wollte eigentlich gestern darüber entscheiden. Das Treffen wurde jedoch zweimal verschoben und dann ganz abgesagt. Heute soll es einen neuen Anlauf geben.
Das Gesundheitsministerium ist besorgt, dass eine Lockerung zu Familientreffen und Versammlungen am Wochenende führen könnte und ist deshalb für eine Verlängerung des Lockdowns. Der internationale Flughafen solle noch längere Zeit geschlossen bleiben, hieß es.
Schulöffnung hängt in der Luft
Ungewiss ist, was mit dem Bildungssystem passiert. Ob die Schulen am Sonntag öffnen, ist derzeit völlig offen. Laut israelischen Medien wird das Gesundheitsministerium einen Plan vorlegen, wonach Kindergärten und einige Schulklassen in Städten mit geringer Infektionsrate wieder öffnen dürfen. Doch würden viele große Städte wie Jerusalem, Tel Aviv, Beersheva und Ashdod nicht in diese Kategorie fallen, da sie als hochinfektiöse Zonen gelten.
Was die Lockerungen angeht, ist die Regierung uneinig. Das Gesundheitsministerium sowie Regierungschef Benjamin Netanjahus Likud-Partei sprechen sich für eine Verlängerung der Einschränkungen aus. Die Blau-Weiß-Partei von Benny Gantz ist für Lockerungen und verweist auf die enormen wirtschaftlichen und psychologischen Schäden. Die beiden Koalitionspartner werfen sich gegenseitig vor, Menschenleben aufs Spiel zu setzen.
Bild: Eine israelische Frau erhält im Impfzentrum von Hod HaSharon eine Injektion gegen Covid-19. Foto: Miriam Alster / Flash 90