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Ausstieg aus dem Lockdown: So will Israel das Virus weiter bekämpfen

JERUSALEM, 18.10.2020 (TM) – Israel hat damit begonnen, die strengen Corona-Beschränkungen zu lockern. Seit heute dürfen sich die Menschen weiter als einen Kilometer von ihren Wohnungen entfernen. Die Kindergärten können wieder öffnen. Restaurants wird erlaubt, Mahlzeiten zum Mitnehmen anzubieten. Firmen, die keinen Kundenbetrieb haben, können arbeiten. Der Besuch von Stränden und Nationalparks ist wieder möglich. Die Zugänge zur Kotel („Klagemauer“) und zum Jerusalemer Tempelberg werden geöffnet, ebenso die Grabeskirche.

Zahlreiche Beschränkungen bleiben

Viele Beschränkungen wie Maskenpflicht und Abstandsregeln gelten aber weiter. In geschlossenen Räumen dürfen sich höchstens zehn, im Freien maximal 20 Leute versammeln. Die Schulen bleiben geschlossen, ebenso Einkaufszentren und Kultureinrichtungen. Der Ben-Gurion-Flughafen hat zwar seinen Betrieb wieder aufgenommen, die Einreise von Ausländern bleibt aber grundsätzlich verboten. Die weiteren Beschränkungen sollen stufenweise innerhalb der nächsten vier Monate aufgehoben werden. Die Bedingung ist, dass die Zahl der Neuinfektionen weiter sinkt. Ansonsten werde man die Maßnahmen wieder verschärfen, hieß es im Gesundheitsministerium.

Ein Polizist argumentiert mit einem ultraorthodoxen Mann in Miron.
Foto: David Cohen/FLASH90

Rabbiner ruft zum Ungehorsam auf

Doch gleich am ersten Tag der Lockerungen gibt es Ärger. Der einflussreiche ultraorthodoxe Rabbiner Chaim Kanievsky (92) hat dazu aufgerufen, die staatlichen Vorschriften zu ignorieren und die religiösen Schulen zu öffnen. Kanievsky ist eine der führenden Autoritäten der Strenggläubigen. Er hat zahlreiche Schriften zum jüdischen Recht verfasst. Anfang Oktober wurde bekannt, dass er sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Er setzte sein Thora-Studium unter ärztlicher Aufsicht fort. Regierungschef Benjamin Netanjahu mahnte die ultraorthodoxe Gemeinschaft, sie solle ihre Kinder zu Hause behalten: „Die Thora heiligt das Leben, und dies würde das Leben gefährden“, warnte er.

Infektionszahlen sinken deutlich

Am Freitag wurden in Israel 36.640 Menschen auf das Coronavirus getestet. 1469 Infizierte wurden entdeckt, das entspricht einer Rate von 4,2 Prozent. Am Samstag wurde weniger getestet. Es gab 395 neue Fälle, so wenige wie seit Juni nicht mehr. Nur 2,8 Prozent waren positiv. Ende September hatte Israel zwischen 8000 und 9000 neue Fälle pro Tag verzeichnet, bis zu 15 Prozent der Tests waren positiv gewesen. Die Zahl der Covid-19-Patienten in kritischem Zustand sank auf aktuell 673, von denen 237 künstlich beatmet werden. 2190 Israelis verloren im Zusammenhang mit dem Coronavirus ihr Leben.

Ein Mitarbeiter des Gesundheitsdienstes entnimmt einer Erzieherin in Lod Proben für einen Corona-Test. Foto: Yossi Aloni/Flash90

Die Regierung hatte am 18. September den Lockdown begonnen, der die Traditionen an den hohen jüdischen Feiertagen extrem einschränkte. Die Regierung will nun wesentlich langsamer aus dem Lockdown aussteigen als im Frühjahr. Die nächste Stufe der Erleichterungen soll erst wirksam werden, wenn es pro Tag im Schnitt nicht mehr als 1000 Neuinfektionen gibt. Ministerpräsident Netanjahu appellierte an die Bevölkerung, nicht leichtsinnig zu handeln: „Wenn jeder sich an die Regeln hält, wird der Plan funktionieren.“

Nach langer Zwangspause sind von heute an die Kindergärten in Israel wieder geöffnet. Im Bild eine Einrichtung in Yashresh Israel. Foto: Yossi Aloni/Flash 90

Titelfoto oben: Israelis beim Einkaufen auf dem Markt in Ramle. Foto: Yossi Aloni / Flash 90

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