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Nationaler Lockdown in Israel verschärft und verlängert

JERUSALEM, 20.01.2021 (TG) – Die israelische Regierung hat den landesweiten Lockdown um zehn Tage verlängert. Die Einschränkungen gelten nun bis zum 31. Januar. Grund sind die hohen Infektionszahlen: Anfang der Woche gab es über 10.000 Neuinfektionen an einem Tag, so viele wie noch nie zuvor. Experten machen dafür die neue, hoch ansteckende Mutation des Virus verantwortlich. Im Flugverkehr gelten künftig verschärfte Regeln: Alle einreisenden Israelis müssen nun einen negativen Coronatest vorlegen, der nicht älter als 72 Stunden ist. Für Ausländer bleiben die Grenzen bis auf wenige Ausnahmen geschlossen.

Ein Land steht still

Israel befindet sich seit drei Wochen im dritten strengen Lockdown. Ursprünglich sollte dieser am Donnerstag enden. Dass er nun einstimmig verlängert wurde, lag an Warnungen von Medizinern vor der hoch ansteckenden Mutation. Israels Coronavirus-Manager Nachman Ash erläuterte, bis zu 40 Prozent der gegenwärtigen Fälle seien darauf zurückzuführen.
Die Mutation ist auch der Grund für neue Maßnahmen im Flugverkehr. Wer am Ben-Gurion-Flughafen ankommt und keinen negativen Test vorlegt, muss ein Bußgeld in Höhe von 2500 Schekeln (rund 642 Euro) bezahlen.
Regierungschef Netanjahu appellierte an die Bürger, die Regeln zu befolgen. Es sei einfacher, die Infektionen zu ignorieren und alles zu öffnen, doch das würde viele Leben kosten. Netanjahus Appell galt besonders den ultraorthodoxen Gemeinden. In einer ultraorthodoxen Wohngegend hatte Anfang der Woche eine Massenhochzeit mit 300 Gästen stattgefunden. Viele der Strenggläubigen trugen keine Masken, Abstände wurden nicht eingehalten. Zudem sind viele Bibelschulen und Läden trotz Verbots geöffnet. Abgeordnete der Blau-Weiß-Partei von Verteidigungsminister Gantz warfen der Regierung vor, sie setze die Regeln bei den Ultraorthodoxen nicht durch, weil deren Parteien Netanjahu stützten. 

Wettlauf zwischen Impfen und Mutation 

Trotz der erfolgreichen Impfkampagne sah die Regierung keine Möglichkeit, die Verlängerung des Lockdowns zu vermeiden. So bleiben Schulen und Kindergärten, Kultureinrichtungen und viele Firmen weiterhin geschlossen, die strengen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen gelten weiter. Netanjahu sprach von einem Wettlauf zwischen der Impfkampagne und dem mutierten Virus.

Mehr als 2,2 Millionen Israelis haben die erste Impfdosis erhalten, rund 536.000 Menschen wurden zweimal geimpft. Der volle Impfschutz stellt sich etwa eine Woche nach der zweiten Impfung ein. Die israelischen Ärzte berichten, dass es nur wenige Nebenwirkungen gebe. Der Erfolg der Impfung zeige sich bei den über 60-Jährigen, die zuerst geimpft wurden. Bei ihnen sinken die Ansteckungsrate und schweren Krankheitsverläufe deutlich. Es gebe keine Hinweise, dass der Pfizer-Biontech-Impfstoff gegen das mutierte Virus weniger wirksam sei. Das mache Hoffnung, dass es im Heiligen Land nach diesem Lockdown keinen weiteren geben werde.

Bild: Auch gestern gab es wieder lange Staus auf der A 1 zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Während des Lockdowns dürfen sich Israelis nur aus einem wichtigem Grund mehr als einen Kilometer von ihrer Wohnung entfernen. Die Polizei kontrolliert das. Foto: Nati Shohat/Flash90

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