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Zickzackkurs in Israel: Regierung erwägt neuen Lockdown

JERUSALEM, 05.08.2020 (DK) – In Israel hat sich die Strategie im Umgang mit dem Coronavirus zu einem Chaos an Maßnahmen und unklaren Aufgabenbereichen entwickelt. Das von der Regierung ernannte Corona-Kabinett fährt seit Wochen einen Zickzackkurs. Unter der Regie des Beauftragten für COVID-19, Ronni Gamzu, schien es zunächst, dass die Maßnahmen eine Lockerung erfahren würden. Die Lockdowns an den Wochenenden sollten aufgehoben und Israels Grenzen ab Mitte August wieder geöffnet werden. Nun warnte der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums jedoch, dass man erneut vor einer Kursänderung stehe. Derzeit werde von den Ministern erwogen, so Chezy Levy, eine komplette Ausgangssperre wieder einzuführen. 

Kabinett ist sich uneinig über neue Maßnahmen

„Ein Lockdown ist eine Maßnahme, welche die Sterberate reduzieren kann. Auf der anderen Seite ist uns allen der Preis klar, den wir für eine vollständige Sperrung zahlen werden“, räumte Levy bei einem Radiointerview ein. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hatte zuvor betont, dass alles daran gesetzt werde einen landesweiten Lockdown zu verhindern. Bei dem Treffen des Corona-Kabinetts ist es Berichten zufolge erneut zu Grabenkämpfen zwischen den Ministern verschiedener Parteien gekommen. Seit Tagen kann sich das Plenum zu keiner Entscheidung durchringen. 

Bei den Streitereien geriet nicht zuletzt auch der Corona-Beauftragte Gamzu in die Schusslinie. „Er kommt mit leeren Slogans und allgemeinen Prinzipien ohne praktische Vorschläge daher. Er scheint ein wenig inkompetent zu sein“, wurde ein ungenannter Minister von der Zeitung Times of Israel zitiert. Am Dienstag hatte Gamzu 17.000 internationalen Studenten die Einreise ins Land gewährt. Seiner Einschätzung nach, wiegen die wirtschaftlichen Schäden weit schwerer als die gesundheitliche Krise im Land. 

Anzahl der täglichen Infektionen geht zurück

Gesundheitsminister Yuli Edelstein erklärte, dass die Wochenend-Lockdowns aufgrund geringer Erfolge wieder zurückgenommen werden. Die Maßnahme war auf viel Widerstand in der Bevölkerung gestoßen. Vergangene Woche zählte Israel jeden Tag rund 2000 Neuinfektionen. Übers Wochenende fielen diese Zahlen auf einige Hundert zurück. Laut Edelstein sei es Israel gelungen, die Infektionsrate zu verlangsamen. Nicht einkalkuliert ist dabei allerdings, dass an den Wochenenden weit weniger Tests durchgeführt werden.

Bild: Abgesperrte Jerusalemer Nachbarschaft im April 2020. Quelle: Olivier Fitoussi/Flash90

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