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Iranischer Atomwissenschaftler angeblich durch automatische israelische Waffe getötet

JERUSALEM / TEHERAN, 12.02.2021 (TM) – Der iranische Spitzenwissenschaftler Mohsen Fachrisadeh ist im November von einem Team des israelischen Geheimdienstes Mossad getötet worden. Dazu wurde eine automatisierte, eine Tonne schwere Waffe verwendet, die zuvor in Teile zerlegt in den Iran geschmuggelt wurde. Das berichtet die in London erscheinende Zeitung Jewish Chronicle. Die USA waren dem Bericht zufolge nicht an der Operation beteiligt, die das iranische Atomwaffenprogramm möglicherweise um Jahre zurückgeworfen hat. Eine offizielle Bestätigung für den Bericht gibt es nicht. Die Regierung in Jerusalem schweigt dazu, wie in derartigen Fällen üblich.

Fachrisadeh wurde am 27. November auf einer Straße außerhalb von Teheran getötet. Der Iran hat Israel für den Anschlag verantwortlich gemacht.

Das Team, das den Angriff ausführte, hatte über 20 Mitglieder, sowohl israelische als auch iranische Staatsangehörige, berichtete der Jewish Chronicle unter Berufung auf Geheimdienstquellen. Ein Israeli wird mit den Worten zitiert: „Gott sei Dank haben wir alle unsere Leute rausgeholt und sie haben niemanden gefangen. Sie kamen ihnen nicht einmal nahe.“ Die Agenten hatten Fachrisadeh vor dem Attentat acht Monate lang beobachtet, heißt es in dem Bericht. 

Waffe wurde ferngesteuert

Zum Zeitpunkt des Anschlags hätten sich die Agenten in der Nähe aufgehalten und die Waffe ferngesteuert. Der Zeitung zufolge wurde der 62-Jährige von 13 Kugeln aus der „hypergenauen“ Waffe getroffen. Seine Frau und 12 Leibwächter, die ihn begleiteten, seien nicht verletzt worden. Das widerspricht der Darstellung der Iraner, die von mehreren Todesopfern berichtet hatten.

Die Waffe war auf der Ladefläche eines Nissan-Kleinlasters montiert, so der Jewish Chronicle. Unmittelbar nach den Schüssen sei dieser Wagen explodiert. In ihm sei eine Bombe installiert gewesen, um Spuren des Anschlags zu zerstören. Die Islamische Revolutionsgarde des Iran erklärten nach dem Attentat, dabei sei eine „satellitengesteuerte Waffe mit künstlicher Intelligenz“ eingesetzt worden.

Laut Darstellung der Zeitung sind israelische Analysten der Meinung, dass Fachrisadehs Tod die Zeit, die der Iran für den Bau einer Atomwaffe benötigt, von dreieinhalb Monaten auf etwa zwei bis fünf Jahre verlängert hat. Der „Kopf“ des iranischen Atomwaffen-Programms sei nur sehr schwer zu ersetzen.

Im Bericht des Jewish Chronicle wird dargelegt, die Planung des Attentats habe begonnen, nachdem der Mossad im Jahr 2018 eine Menge Dokumente über das iranische Atomprogramm aus einem Teheraner Lagerhaus gestohlen hatte.

Israel warnt USA vor Abkommen

Die Veröffentlichung des Berichts erfolgte, als Israels Premierminister Benjamin Netanjahu gegen die Regierung in den USA Stellung bezog. Der neue US-Präsident Joe Biden machte deutlich, er wolle das unter Präsident Barack Obama ausgehandelte Atomabkommen mit dem Iran von 2015 wieder aufnehmen. Netanjahu hatte sich schon früher gegen dieses Abkommen gewandt. Er hält es für unzureichend. Der israelische Regierungschef warnte Biden: Es sei ein Fehler und eine Torheit der USA, diesem Vertrag wieder beizutreten. 

Bild: Der Ort des Anschlags: Mohsen Fachrisadeh (62) starb auf einer Landstraße in der Nähe der iranischen Hauptstadt Teheran. Foto: Fars News Agency/Creative Commons

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