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Gewaltsame Eskalation in Ostjerusalem

JERUSALEM, 11.04.2021 (NH) – In Ostjerusalem drohen gewaltsame Auseinandersetzungen zu eskalieren. Am Samstag ist eine jüdische Familie von Bewohnern des Stadtteils Issawiya bei der Durchfahrt durch die Nachbarschaft gewaltsam angegriffen worden. Als die arabischen Anwohner erkannten, dass es sich bei den Besitzern des Fahrzeugs um eine jüdische Familie handelte, bewarfen sie den Kleinbus mit Steinblöcken. Nachdem alle Familienmitglieder unversehrt entkommen waren und Schutz bei dort stationierten Sicherheitsbeamten fanden, wurde das Auto in Brand gesteckt. Issawiya gehört zu den ärmsten Nachbarschaften Jerusalems.

Die israelische Verkehrsministerin Miri Regev verurteilte den Angriff aufs Schärfste. „Dies ist ein sehr schwerwiegender Fall, der viel schlimmer hätte ausgehen können“, erklärte die 55-Jährige. „Ich vertraue darauf, dass unsere Sicherheitskräfte und die Polizei die Angriff mit äußerster Wichtigkeit behandeln“.

Wut und Empörung über jüdische Nachbarn

In den vergangenen Wochen sind mehrere jüdische Familien in die Nähe des arabischen Dorfes Sheikh Jarrah gezogen. Die neuen jüdischen Anwohner stießen bei ihren arabischen Nachbarn auf Unmut. Laura Warton, ein Mitglied des Jerusalemer Stadtrats, setzte sich für ein Gespräch zwischen den beiden Parteien ein. Als Warton jedoch vergangene Woche durch den arabischen Ortsabschnitt Silwan fuhr, um ein Treffen mit palästinensischen Familien wahrzunehmen, wurde ihr Auto mit Steinen beworfen. Das Fahrzeug erlitt einen erheblichen Schaden.

Demonstrationen und Gewaltausbrüche

Die gewaltsamen Vorfälle ereigneten sich nach einigen sehr angespannten Tagen im Osten der Hauptstadt. Am Freitag fand eine Demonstration statt, um gegen die Evakuierung palästinensischer Bürger aus dem Viertel Sheikh Jarrah zu protestieren. In der Nachbarschaft von Sheikh Jarrah, sind viele Familien mit Räumungsklagen konfrontiert. Das Bezirksgericht Jerusalems entschied nach einer Klage rechtsgerichteter Organisationen, dass es sich bei dem Land um jüdisches Eigentum handelt und die dort ansässigen palästinensischen Familien evakuiert werden müssen.

Während der Demonstration wurde der Knessetabgeordnete Ofer Kasif, Mitglied der arabischen Partei „Die vereinte Liste”, angegriffen und verletzt. Einer der verhafteten Demonstranten behauptet, die Polizisten beim Abgleichen Ihrer Version des Vorfalles gehört zu haben. Die Polizei hingegen erklärte, dass Kasif „einen Polizisten geschlagen und getreten habe und Gewalt gegen Polizeibeamte nicht toleriert werde.“. Die israelische Knesset fordert nun, eine Untersuchung gegen die Polizei einzuleiten.

Kassif wurde vergangene Woche nicht in der Knesset vereidigt. Er und drei weitere arabische Knessetabgeordnete seiner Fraktion weigerten sich, den Schwur gesetzesrechtlich abzulegen. Statt „Ich schwöre.“, änderten die vier arabischen Abgeordneten den Eid in „Ich schwöre gegen die Besatzung und Rassismus zu kämpfen.“.

Bild: Palästinenser protestieren in der Nachbarschaft Sheikh Jarrah. Foto: Jamal Awad/Flash90

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