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Proteste in Israel: Mord an Sarah Halimi bleibt ungesühnt

PARIS/JERUSALEM, 26.04.2021 (DK) – Der Mord an der französischen Jüdin Sarah Halimi sorgt seit vier Jahren für Kontroversen. Nun kam es auch in Israels Großstädten zu Protesten gegen die französische Gerichtsentscheidung. Halimi wurde im April 2017 in ihrer Pariser Wohnung totgeschlagen und aus dem Fenster im dritten Stockwerk geworfen. Der Täter rezitierte währenddessen laut Koranverse und rief „Allah Akbar“. Obwohl das Berufungsgericht anerkannte, dass es sich um eine antisemitische Tat handelt, hielt es an seiner Entscheidung fest, den Mörder nicht zu verurteilen, da er zu dem Zeitpunkt unter dem Einfluss von Marijuhana gestanden habe. Nicht nur bei der jüdischen Bevölkerung in Frankreich sorgte der Entscheid für Empörung. Auch in Jerusalem und Tel Aviv versammelten sich am Sonntagnachmittag viele Menschen, um gegen den Freispruch zu protestieren. 

„Von nun an können Juden ungestraft gefoltert werden“

Als die Geschichte des Mordes an Halimi vor vier Jahren bekannt wurde, sorgte dies unter Juden weltweit für Schock. Die ultraorthodoxe Jüdin soll für eine ganze Stunde vor ihrem Tod von ihrem Mörder drangsaliert worden sein. Gerichtsmediziner stellten im Nachhinein zwanzig Brüche bei der 61-Jährigen fest. Dass ein solch brutaler Akt keine strafrechtlichen Konsequenzen hat, sorgt für Fassungslosigkeit. Francis Kalifat, der Präsident der französisch-jüdischen Organisation CRIF, konstantierte: „Von nun an können in unserem Land Juden also ungestraft gefoltert und getötet werden.“ Bei den Protesten in Paris meldete sich auch der oberste Rabbiner Frankreichs zu Wort. Er forderte in einer Videobotschaft eine „faktentreue Gerichtsverhandlung“. Ein bekannter französisch jüdischer Komiker erklärte, dass er nun auch Drogen nehme, „da man in Frankreich tun kann, was man will und sogar seine Nachbarin töten kann, wenn man sie nicht mag, wenn man nur Drogen nimmt.“

Der 27-jährige Täter Kobili Traore, welcher aus Mali nach Frankreich immigriert war, sitzt seit der Tat in einer psychiatrischen Klinik. Dort soll er für weitere sechzehn Jahre behandelt werden. Eine Anwältin der Familie Halimi, Muriel Ouaknine-Melki, kündigte jedoch an, dass sie den Fall nicht auf sich beruhen lassen werde und vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehe.

Israel findet scharfe Worte für Gerichtsentscheid

Israel hatte das Gerichtsurteil bereits vergangene Woche öffentlich verurteilt. Der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Lior Hayat, erklärte, dass „der Weg, dem Antisemitismus entgegenzutreten, über Bildung, Null Toleranz und schwere Bestrafung führt“. Er fügte hinzu: „Dies ist nicht die Botschaft, die das Urteil des Gerichts vermittelt.“ Der Fall Halimi steht in in Israel schon seit Längerem unter besonderer Beobachtung. Premierminister Benjamin Netanjahu hatte Präsident Emmanuel Macron persönlich gebeten, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Macron sagte, er werde versuchen, ein Gesetz auf den Weg zu bringen, welches verhindert, dass Drogenkonsum Kriminelle vor ihrer Strafe schützt.

Foto: Proteste in Tel Aviv gegen das französische Gerichtsurteil im Fall Sarah Halimi. Quelle: Avshalom Sassoni/Flash90

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