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Die Gewaltspirale in Jerusalem nimmt kein Ende: Eine extremistische Bewegung schlägt zurück

JERUSALEM, 29.04.2021 (NH) – Jüdische Extremisten haben in der Nähe von Jerusalem palästinensische Fahrzeuge angezündet und die Straßen mit Slogans wie etwa: „Juden, lasst uns in TikTok gewinnen“ besprüht. Die Polizei untersucht diesen Übergriff einer jüdisch-extremistischen Bewegung im arabischen Dorf Beit Iksa. Insgesamt wurden fünf Fahrzeuge in Brand gesteckt und rassistische Schriftzüge mit Davidsternen gefunden. Es wurden jedoch keine Verletzten gemeldet.

Vermutlich stellt der Übergriff einen Racheakt in Verbindung mit den gewalttätigen Videos dar, die in den vergangenen Wochen von jungen Arabern gefilmt und auf die Plattform TikTok hochgeladen wurden. Zu sehen sind darin gewalttätige Angriffe von Arabern auf jüdische Passanten, meist Orthodoxe und Rabbiner. Außerdem fachte die Eröffnung von Kontrollpunkten am Nablus-Tor in der Jerusalemer Altstadt zum Beginn des Fastenmonat Ramadan die Stimmung weiter an. Die Polizei, mit Unterstützung der Armee, versucht die Krawalle in der Hauptstadt unter Kontrolle zu bekommen. Die Ermittlungen in Beit Iksa wurden aufgenommen und auch der Shin Bet, der israelische Inlandsgeheimdienst, beteiligt sich an den Nachforschungen.

In der Zwischenzeit gab der Polizeisprecher an, das acht Verdächtige verhaftet wurden.

Die extremistische Bewegung „Tag-Mechir“

Der Begriff “Tag-Mechir” , zu deutsch “Preisschild”, ist in Israel berüchtigt und wird mit einer Reihe von gewalttätigen Angriffen auf Araber und israelische Regierungstruppen seit über einem Jahrzehnt in Verbindung gebracht. Der Name bezieht sich auf den Preis, welchen die Extremisten für den Verlust jeder „illegalen“ Siedlung zahlen müssen. Die Angriffe sollen ebenfalls Vergeltungsschläge für palästinensische Angriffe auf Israelis sein. Die Idee sei, so haben die Anführer der Bewegung in der Vergangenheit erklärt, die Regierung dazu zu bewegen, aufgrund der drohenden Gewalt mehr Siedlungen in den umstrittenen Gebieten zu genehmigen. Gegründet wurde die „Preisschild“-Bewegung im Jahr 2005, nachdem Ariel Scharon den Plan zum  Rückzug aus dem Gazastreifen angekündigt hatte. Damals wurden 21 Siedlungen geräumt in der Hoffnung, Frieden in der Region zu erreichen. Extremistische Juden der “Tag-Mechir”-Bewegung sahen in der Entscheidung einen Angriff auf die Existenz des jüdischen Volkes im gelobten Land.

Einer der schwerwiegendsten Übergriffe der „Tag-Mechir“-Bewegung war der Anschlag auf ein Wohnhaus im arabischen Dorf Duma im sogenannten Westjordanland im Juli 2015. Bei dem Attentat kamen drei Personen ums Leben, darunter der 18 Monate alte Ali Dawabsheh. Weitere Ziele der kriminellen Bewegung waren Moscheen und sogar israelische Armeestützpunkte.

Bild: Zerstörte Autos im arabischen Dorf Fara’ata nach einem „Preisschild“-Übergriff. Foto: Nasser Ishtayeh/Flash90

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