zurück zu Aktuelles

Fröhliches Fest endet mit unfassbarer Katastrophe: Mehr als 40 Tote nach Massenpanik

MT. MERON, 30.04.2021 (TM) – Der fröhliche Feiertag Lag BaOmer endete in der Nacht zum Freitag in einer Katastrophe: Mehr als 40 Menschen wurden getötet und über 100 verletzt, 18 von ihnen sind laut Rettungsdienst in kritischem Zustand. Am Berg Meron in Nordisrael hatten sich rund 100.000 ultraorthodoxe Juden versammelt, um zu feiern und zu beten. Was genau passierte, ist noch nicht klar. In ersten Berichten war vom Einsturz einer Tribüne und einer folgenden Massenpanik die Rede. Etliche Menschen, darunter auch Kinder, wurden zu Tode getrampelt. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von „einem furchtbaren Desaster“.

Mehrere Kinder wiederbelebt

Am Unglücksort spielten sich schreckliche Szenen ab. „Leider mussten wir feststellen, dass kleine Kinder mit Füßen getreten wurden. Wir haben Wiederbelebungen an Kindern durchgeführt. Wir haben es geschafft, einige von ihnen zu retten“, sagte Eli Beer, Gründer des Rettungsdienstes  United Hatzalah, im Armeeradio: „Ich bin schockiert über die Menge der Leute, die hereingelassen wurden.“

Unmittelbar vor der Katastrophe: Die ultraorthodoxen feiern. Foto: David Cohen/Flash90

Die Katastrophe ist eine der schlimmsten, die Israel in Friedenszeiten jemals erlebt hat. Aufnahmen vom Abend zeigen, wie Ultraorthodoxe dicht gedrängt singen und tanzen. Es war das größte Fest, das die Regierung seit Beginn der Corona-Pandemie erlaubt hatte. Riesige Menschenmengen strömten zu der Versammlung in Nordgaliläa. Die Pilger besuchten zunächst die Grabstätte des Rabbiners Shimon Bar Yohai aus dem zweiten Jahrhundert. Traditionell entzündeten sie dann große Lagerfeuer am Berghang und feierten. Mitarbeiter des Rettungsdienstes Magen David Adom erklärten, die Überfüllung habe zu der Katastrophe geführt. Ein Polizeibeamter berichtete, Dutzende von Teilnehmern eines Konzerts seien „ausgerutscht“ und auf die unter ihnen stehenden Personen gefallen. Die Armee schickte die Elite-Rettungseinheit 669 an den Unglücksort. Sie meldete, ein Dach sei eingestürzt.

Chaotische Szenen am Unglücksort

Videos zeigen, wie Rettungskräfte beginnen, ein Feldkrankenhaus einzurichten. Dutzende von Krankenwagen sind zu sehen, die mühsam versuchen, durch die riesigen Menschenmengen zu navigieren. Nach dem Unglück brach das Mobilfunknetz zusammen. In dem Chaos wurden Kinder von ihren Eltern getrennt. Ein Sprecher des Rettungsdienstes Zaka berichtete von rund 30 geschockten Kindern, die betreut werden mussten, weil sie ihre Eltern nicht mehr finden konnten.

Sanitäter bahnen sich einen Weg zu den Verletzten. Foto: David Cohen/Flash90

Die Verletzten wurden auf die umliegenden Hospitäler verteilt, zum Teil mit Hubschraubern. Die Polizei sperrte noch in der Nacht das Unglücksgebiet weiträumig ab. Mit Lautsprecherdurchsagen auf Hebräisch und Jiddisch wurden die Besucher gebeten, den Unglücksort zu verlassen. 

Israels Oberrabbiner Israel Meir Lau, der sich zum Zeitpunkt der Katastrophe auf einer der Bühnen befand, blieb dort. Zusammen mit anderen führenden Rabbinern betete er Psalmen für die Verwundeten. Staatspräsident Reuven Rivlin twitterte, er beobachte die Entwicklungen mit großer Besorgnis und bete für die Verletzten.

Die Toten wurden mit Plastikfolien bedeckt. Ganz Israel steht nach der Tragödie unter Schock. Foto: David Cohen/Flash90

„Dies ist eine der schlimmsten Tragödien, die ich je erlebt habe. Ich habe so etwas nicht gesehen, seit ich im Jahr 2000 in die Notfallmedizin eingetreten bin“, unterstrich der Vizepräsident der Freiwilligenabteilung von United Hatzalah, Lazar Hyman.

Titelbild: Sanitäter kümmern sich um die Schwerverletzten. Die Situation am Berg Meron war zunächst chaotisch und unübersichtlich. Foto: David Cohen/Flash 90

UPDATE: Am Freitagmorgen waren immer noch Tausende von Menschen am Unglücksort. Das Verkehrsministerium schickte 300 leere Busse, um die Ultraorthodoxen nach Hause zu bringen. Diese Busse sind aber Berichten zufolge im Verkehr stecken geblieben. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wird heute im Laufe des Tages am Berg Meron erwartet. Von mehreren Politikern gab es scharfe Kritik, sie warfen der Polizei und den Sicherheitsbehörden Versagen vor.

UPDATE 2: Die Zahl der Todesopfer ist nach Angaben des Rettungsdienstes Zaka auf 45 gestiegen. Im ganzen Land wird Blut für die Schwerverletzten gespendet. Die Behörden haben die ersten Opfer identifiziert und ihre Angehörigen benachrichtigt. Ministerpräsident Netanjahu hat den kommenden Sonntag zum nationalen Trauertag erklärt.

Weitere News aus dem Heiligen Land