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Orthodoxes Osterfest im Schatten einer Katastrophe

JERUSALEM, 02.05.2021 (DK) – Jedes Jahr feiern orthodoxe Christen das Osterfest in Jerusalem mit der berühmten Feuerzeremonie. Traditionell finden sich um diese Zeit Pilger aus aller Welt in der Heiligen Stadt ein, um die Liturgie des “Heiligen Feuers” mitzuerleben. Nachdem im vergangenen Jahr aufgrund geltender Corona-Regelungen Besuchern kein Einlass gewährt wurde, gestattete Israel dieses Wochenende 2.500 Gläubigen, an den Feierlichkeiten in der Grabeskirche teilzuhaben. Die östlich-orthodoxe Kirche folgt einem anderen Kalender als Christen der katholischen und protestantischen Traditionen. Dieses Jahr liegen die Termine für das Osterfest vier Wochen auseinander.

Jahrtausende alte Zeremonie

Die Liturgie des “Heiligen Feuers” ist über ein Jahrtausend alt und bildet den Höhepunkt der orthodoxen Feierlichkeiten. Nach dem Volksglauben entzündet sich in der Grabeskirche zum Osterfest auf wundersame Weise eine Kerze. Ein muslimischer Würdenträger ist dafür verantwortlich, die Kirche vor dem Ereignis auf eine geheime Flamme und den Jerusalemer Patriarchen auf mögliche Zündmittel abzusuchen. Erst nach diesem streng geregelten Ablauf betritt das Kirchenoberhaupt das Gebäude und kehrt mit einer Flamme zurück. Von dort aus wird das sogenannte “Heilige Feuer” an die mit Kerzen ausgestatteten Anwesenden verteilt. Mit spezieller Genehmigung dürfen diese mit dem Flugzeug in orthodoxe Länder transportiert werden. 

Die unterschiedlichen Termine für das Osterfest in den westlichen und östlichen Kirchen sorgen immer wieder für Kontroversen. Bis zum Jahr 2025, so das ökumenische Patriarchat von Konstantinopel, sollten sich die verschiedenen christlichen Traditionen auf einen gemeinsamen Ostertermin einigen. Die römisch-katholische Kirche berechnet den Ostertermin basierend auf einem zyklisch bestimmten Frühjahrsvollmond, der nach dem 21. März stattfindet. Die orthodoxe Kirche richtet sich dagegen nach dem julianischen Kalender und besteht darauf, dass Ostern immer nach dem jüdischen Pessachfest gefeiert werden muss. Sollten die Parteien ihren jahrelangen Konflikt beilegen können, wäre dies eine große ökumenische Errungenschaft. 

Feierlichkeiten stehen im Schatten von Katastrophe am Berg Meron

Zu Ostern besteht in der Altstadt aufgrund des regen Pilgerstroms oftmals die Gefahr eines Gedränges, bei dem Menschen zu Tode getrampelt werden. Um den Andrang der gläubigen Besucher unter Kontrolle zu bringen, hat die israelische Polizei viel zusätzliches Sicherheitspersonal stationiert. Das Wochenende steht vor allem unter einem Motto: Eine weitere Tragödie zu vermeiden. Denn die diesjährigen Feierlichkeiten stehen im Schatten einer der größten zivilen Katastrophen in Israels Geschichte. Am Freitag wurde das jüdische Freudenfest Lag BaOmer zum Unglückstag: Bei einer Massenpanik wurden 45 Menschen getötet und mehr als 150 verletzt. Jedes Jahr pilgern anlässlich des Feiertags Hunderttausende Ultraorthodoxe zum Berg Meron.

Bild: Orthodoxe Gläubige nehmen an der “Heiliges Feuer”-Zeremonie in der Jerusalemer Grabeskirche teil. Quelle: Olivier Fitoussi/Flash90

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