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Zusammenstöße zwischen Christen und israelischen Sicherheitskräften zur Osterzeremonie

JERUSALEM, 24.04.2022 (NH) – In diesem Jahr fallen in Israel hohe jüdische und christliche Feiertage mit dem muslimischen Fastenmonat Ramadan zusammen. Die Hauptstadt Israels, die wichtige heilige Stätte aller drei Religionen beherbergt, mutiert so schnell zu einem lodernden Konfliktherd. Drei große Weltreligionen prallen in den letzten Wochen in den kleinen Gassen der Jerusalemer Altstadt aufeinander.

In den vergangenen Tagen waren gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen einer Gruppe von radikalen muslimischen Betern und israelischen Sicherheitskräften an der Tagesordnung. Die blutigen Zusammenstöße auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee halten nicht nur Israel, sondern die gesamte muslimische Welt in Atem. Neue Spannungen richten nun auch das Augenmerk der christlichen Welt auf die jüdische Hauptstadt. Die 1200 Jahre alte Liturgie des „Heiligen Feuers“ der Jerusalemer Grabeskirche drohte zum religiösen Eklat zwischen der orthodoxen Kirche und den israelischen Behörden zu werden.

Heilige-Feuer-Liturgie in Jerusalemer Altstadt

Das Wunder des „Heiligen Feuers“ stellt den Höhepunkt des orthodoxen Karsamstags dar. Nach dem Volksglauben geht zu den Osterfeiertagen eine wundersame Flamme auf das Grab Christi herab. Der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III betritt, allein mit einem weißen Gewand bekleidet, mit zwei unangezündeten Kerzen die heilige Edicule. Die Edicule ist eine Kammer, die laut Überlieferung an der Stelle errichtet wurde, an der Jesus gekreuzigt, begraben und auferstanden ist.

Wenig später kehrt der Patriarch dann mit zwei brennenden Kerzen zu den Betern zurück. Die heiligen Flammen werden unter Tausenden Christen weitergereicht, bis die dunkle Basilika erleuchtet. Nach der Zeremonie werden die Feuer von Delegationen orthodoxer Kirchen aus aller Welt in Empfang genommen. Das Feuerwunder wird anschließend mit Sonderflügen nach Russland, Bulgarien, Griechenland, Rumänien, Armenien und Georgien ausgeflogen. An den Flughäfen der jeweiligen Länder werden sie ehrfürchtig empfangen.

Tausende von orthodoxen christlichen Gläubigen nehmen an der Zeremonie des „Heiligen Feuers“ in der Grabeskirche in Jerusalem teil. Traditionell wird angenommen, dass sie die Grabstätte Jesu Christi ist. Das Feuer soll auf wundersame Weise während der Osterfeiertage auf die Stätte herabkommen. Foto: Flash90

Neuer Sicherheitsauflagen nach Meron-Katastrophe

Nach der tödlichen „Meron-Katastrophe“ während der Lag ba’Omer-Feierlichkeiten, entschied die israelische Regierung, die Anzahl der orthodoxen Besucher der Grabeskirche zu den Osterfeiertagen einzuschränken. Bei den ausgelassenen Feierlichkeiten auf dem Meron-Berg im vergangenen Jahr brach unter den Feiernden eine Massenpanik aus, was zum Tod von 45 jüdischen Pilgern führte. Mit einem neuen Sicherheitsgesetz, dass die Anzahl der Besucher basierend auf dem Platz und der Anzahl der Ausgänge vorschreibt, versuchte der jüdische Staat nun, religiöse Zeremonien zu koordinieren.

Christenfeindliche Sicherheitskräfte

Das orthodoxe griechische Patriarchat von Jerusalem lehnte die Einschränkungen grundsätzlich ab. Die 4.000 Personen-Erlaubnis statt der gewohnten 10.000 Besucher sei eine Verletzung der Religionsfreiheit. Im Laufe der Zeremonie kam es daher zu mehreren Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und christlichen Gläubigen, als ihnen der Zugang zum christlichen Viertel und der Grabeskirche verwehrt wurde. In den Augen vieler frustrierter Orthodoxer zeige das Verhalten der israelischen Polizei eine anti-christliche Einstellung.

Israel sagte, man versuche weiterhin, die freie Religionsausübung von Juden, Christen und Muslimen zu gewährleisten und eine „Insel der Toleranz“ im Nahen Osten darzustellen.

Titelbild: Orthodoxe christliche Gläubige nehmen an der gestrigen Zeremonie des „Heiligen Feuers“ in der Grabeskirche in der Jerusalemer Altstadt teil. Foto von Olivier Fitoussi / Flash90

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