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Von Zarzir bis Ramla: Israel hält zusammen

JERUSALEM, 02.05.2021 (NH) – Israel zeigt uns immer wieder, wie stark die Verbundenheit innerhalb des Volkes in Krisenzeiten ist. Die Solidarität ist Religions- und Kulturübergreifend und beweist große Stärke im Angesicht einer Tragödie. Die bekannte Fackelzeremonie auf dem Jerusalemer Herzelberg zu den Feierlichkeiten des 73. Unabhängigkeitstages stand dieses Jahr im Zeichen der „Stärkung der israelischen Brüderschaft“, doch wie schnell dieser Zusammenhalt auf die Probe gestellt werden sollte, war damals noch nicht absehbar.

Bewegende Solidarität inmitten einer großen Katastrophe

Nach der nationalen Katastrophe auf dem Berg Meron, die das Leben von 45 Pilgern forderte, mobilisierten Juden, Araber und Drusen gleichermaßen ein übergreifendes Netzwerk, um den Überlebenden beizustehen. So wurden im nördlichen Gemeindebezirk Zarzir die Besucher der tragischen Feier beherbergt. In den drusischen Dörfern Beit Jann und Yinut wurden spezielle Hilfsstationen für die orthodoxen Pilger eröffnet. Mit koscherem Schabbatessen, Übernachtungsmöglichkeiten und seelischer Hilfe warteten die drusischen Bewohner des Nordens auf die Rückkehrer. Der geistige Führer der drusischen Gemeinschaft in Israel, Scheich Mwafek Tarif, erklärte: „Unser Herz fühlt mit den Familien der Opfer dieser Katastrophe und wir beten für das Wohlergehen der Verwundeten.“ Viele drusische Familien öffneten ihre Häuser, um die Betroffenen über den Schabbat bei sich daheim aufzunehmen.

Auch im benachbarten arabischen Dorf Tamra wartete man auf die gläubigen Juden: mit Auffrischstationen, die Essen, Getränke und Schlafmöglichkeiten für die orthodoxen Mitbürger bereitstellte, wollten die Bürger ihrem Mitgefühl Ausdruck verleihen. Besonders rührend waren die Initiativen muslimischer Familien, die es nicht scheuten, trotz des ihnen auferlegten Ramadan-Fastens, die Pilger mit Nahrungsmitteln zu versorgen.

Drusen und Araber versicherten den israelischen Sicherheitskräften, selbst vor Ort zu helfen, sollte weitere Unterstützung benötigt werden.

Israelische Bürger zeigen Zusammenhalt

Auch unter den jüdischen Israelis zeigte sich das starke Zusammengehörigkeitsgefühl und die Nächstenliebe. Nachdem das Ausmaß der grausamen Tragödie bekannt wurde, fuhren Privatpersonen mit ihren Autos in den Norden, um die traumatisierten orthodoxen Mitbürger rechtzeitig vor dem Schabbat nach Hause zu fahren, da das staatliche Verkehrsnetz zusammenzubrechen drohte. Buslinien und andere öffentliche Verkehrsmittel waren aussichtslos überlastet. Die Armee arbeitete vor Ort, um die Menschen mit Nahrung und Getränken zu versorgen. Landesweit boten Restaurants kostenlose koschere Fertiggerichte für den Schabbat an und Notfallfonds für die hinterbliebenen Familien wurden eingerichtet. Selbst Brillengeschäfte versicherten den Überlebenden, für sie kostenlos neue Brille herzustellen. Nach einem Aufruf des Magen David Adom (kurz MDA-zu deutsch: „Roter Schild Davids“) bildeten sich im ganzen Land lange Schlangen an improvisierten Blutspendestationen. Hunderte Israelis unterbrachen ihren Alltag und spendeten. Es gab so viele freiwillige Helfer, dass der Sprecher der MDA am Ende die Zivilisten bat, nicht mehr zum Spenden anzureisen.

Ein Lichtblick im Dunkeln

Der heutige Sonntag wurde zu einem nationalen Trauertag ausgerufen. Die blau-weißen israelischen Fahnen wurden auf halbmast gesetzt. Nach einem schweren von Coronakrisen und Lockdowns geprägten Jahr, erwachte Israel mit neuen Kräften zu dem charakteristischen nationalen Zusammenhalt. Es schien, als sei diese Solidarität fast in Vergessenheit geraten, doch nun zeigte sich die Nächstenliebe. Es ist nicht das Essen, das gereicht wird oder das Bett, das zum Ruhen zur Verfügung gestellt wurde, sondern es ist der Trost der allerseits gespendet wurde. Dies ist ein Lichtblick für eine ganze Nation, für Juden und Araber gemeinsam.

Bild: Israelis zünden Kerzen für die Opfer der Lag BeOmer-Katastrophe am HaBima-Platz in Tel Aviv an. Foto: Tomer Neuberg/Flash90

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