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Zoom-Bombing: Eine neue Methode des digitalen Antisemitismus

JERUSALEM, 04.05.2021 (DK) – Wohl kaum ein Online-Unternehmen dürfte in Pandemiezeiten so viel profitiert haben, wie der Videokonferenz-Dienst Zoom. Firmen, Universitäten und kulturelle Veranstalter nutzten die Plattform, um während der zahlreichen Lockdowns weiterhin Menschen zu verbinden. Trotz der vielen Vorteile, birgt Zoom allerdings auch Tücken. Es ist schon seit einiger Zeit bekannt, dass die App besonders anfällig für Hacker ist. So wurden überall auf der Welt von sogenannten “Zoom Bombings” berichtet, bei denen inmitten einer Veranstaltung plötzlich fremde Videos abgespielt werden. Dies bot Antisemiten eine neue Plattform, judenfeindliche Inhalte zu verbreiten. 

Laut einer Studie der jüdischen Bürgerrechtsgruppe “Anti-Defamation League” (ADL), wurden bei 196 Zoom-Bombings im vergangenen Jahr antisemitische Parolen abgespielt. 114 der Attacken zielten konkret auf jüdische Organisationen ab. Am wohl dramatischsten gestalteten sich die Unterbrechungen während der Online-Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Holocaust. Der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, berichtete, dass der Vortrag des Holocaust-Überlebenden Tswi Herschel von einer Einblendung judenfeindlicher Parolen und Hitler-Bilder unterbrochen wurde. “Die Erinnerung an den Holocaust und die Würde des Überlebenden zu entehren, ist eine Scham und Schande und zeigt die offensichtlich antisemitischen Motive der Aktivisten”, so Issacharoff.

Synagogengottesdienste werden von Extremisten ins Visier genommen

Aufgrund des Versammlungsverbots in vielen Ländern, wurden viele Synogagengottesdienste im Laufe des vergangenen Jahres live übertragen. Gerade diese sind von Extremisten oftmals ins Visier genommen worden. Als der Rabbiner Shai Cherry beispielsweise mit seiner Gemeinde aus Philadelphia einen Schabbat-Gottesdienst per Videokonferenz feierte, begannen Eindringle auf einmal Sprüche wie etwa: “Hitler hätte den Job beenden sollen” auf dem Bildschirm zu zeigen. Der Vorsitzende der ADL, Jonathan Greenblatt, äußerte sich zu diesem und ähnlichen virtuellen Vorfällen mit den Worten: “Antisemitismus ist ein Virus. Er passt sich an, mutiert und widersetzt sich den Bemühungen, ihn zu bekämpfen”.

Corona gibt Anlass zu antisemitischen Verschwörungstheorien

Während physische antisemitische Übergriffe seit Ausbruch des Coronavirus zurückgingen, verlagerte sich der Extremismus ins Internet. Die ADL stellte fest, dass die Gesamtzahl der gemeldeten Vorfälle im vergangenen Jahr um rund 4% zurückging, nachdem sie 2019 ein Rekordhoch erreicht hatte. Dennoch handelte es sich um die dritthöchste Anzahl an Attacken seit Beginn der Aufzeichnung dieser Vorfälle durch die Organisation. Auch der Online-Antisemitismus hat seit Beginn der Pandemie Hochkonjunktur. Zahlreiche Gerüchte kursieren über die angebliche jüdische Entwicklung und Verbreitung des Virus. Diese Verschwörungstheorien verbreiten sich vorallem auf den sozialen Medien wie Lauffeuer und bilden sich im echten Leben in Form zunehmender Gewalt ab.

Bild: Junger Palästinenser trägt Guy Fawkes Maske, während eines Hackerangriffs auf israelische Webseiten. Quelle: Sliman Khader/FLASH90

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