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Situation in Jerusalem eskaliert: Lynchversuch und bürgerkriegsähnliche Szenen

JERUSALEM, 10.05.2021 (NH) – Es sind die heftigsten Ausschreitungen, die Jerusalem in den vergangenen 15 Jahren erschüttert haben. Seit der zweiten Intifada hat die Hauptstadt solche Gewaltszenen wie heute nicht mehr erlebt. Sie erinnern an einen Bürgerkrieg.

Ausschreitungen auf dem Tempelberg

Tausende muslimische Gläubige verbarrikadierten sich über Nacht in der Al-Aqsa Moschee. Schon am frühen Morgen zeigte sich ein Bild, dass auf die Kampfbereitschaft und auf kommende heftige Zusammenstöße hindeutete. Berge von Steinen, Holz und weiteren Geschossen türmten sich in der Moschee. Kurz nach acht Uhr morgens kam es dann zu den ersten Ausschreitungen.

Muslimische Beter bewarfen israelische Sicherheitskräfte mit Steinen und Feuerwerkskörpern. Ein junger Vater und seine acht Monate alte Tochter wurden zur Zielscheibe. Der Vater des kleinen Mädchens erklärt dem israelischen Nachrichtensender N13: „Aus nächster Nähe versuchten sie, meine Tochter mit den Steinen am Kopf zu treffen. Es ist ein Wunder, dass sie nur leicht verletzt wurde!“

Die Polizei beschloss angesichts der Eskalationen, Juden den Zugang zum Tempelberg vorerst nicht zu gestatten. 21 Polizisten wurden bisher verletzt, der palästinensische „Rote Halbmond“ berichtet von 305 palästinensischen Verletzten.

Flaggenparade und Lynchversuch

Zur gleichen Zeit sicherten Tausende von Polizisten und Grenzpolizisten in ganz Jerusalem die Feierlichkeiten zum Jerusalemtag. Die traditionelle „Flaggenparade“ durch das Damaskustor im muslimischen Viertel der Altstadt wurde von der Polizei zunächst genehmigt. Am Nachmittag gab es dann eine Kehrtwende: Die Flaggenparade wurde ans Jaffator verlegt.

Tränengas wabert durch die Jerusalemer Altstadt, als Grenzpolizisten einen Araber festnehmen. Foto: Olivier Fitoussi/Flash90

Lynchversuch am Löwentor

Drei jüdische Männer waren mit ihrem Auto nahe der Altstadt unterwegs, als ihr Fahrzeug mit Dutzenden Steinblöcken beworfen wurde. Der Fahrer versuchte zunächst den Steinen auszuweichen. Windschutz- und Rückscheibe wurden zerstört. Der arabische Mob öffnete die Türen des Fahrzeugs. Junge Männer wollten die Insassen aus dem Auto zerren. Der Fahrer versuchte zu flüchten, verlor jedoch die Kontrolle über das Fahrzeug.

Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen den Lynchversuch.

Er verletzte einen der jungen Araber und fuhr auf einen Sicherheitspfosten am Bürgerteig. Die randalierenden Muslime nutzten die Hilflosigkeit des Fahrers und öffneten die Türen des Autos. Sie schlugen auf die Insassen ein und bewarfen sie mit schweren Steinblöcken. Ein Polizist erkannte die lebensbedrohliche Situation und eilte den Männern zu Hilfe. Er feuerte mehrere Warnschüsse in die Luft und konnte so den Lynchmord verhindern. „Ich habe nur gebetet, das Auto lebend verlassen zu können“, erzählt Roi Mordechai dem Nachrichtenkanal N12: „Sie haben versucht, uns zu steinigen und uns mit Pfefferspray eingesprüht. Wir konnten nicht einmal unsere Augen öffnen, um zu sehen, was um uns herum passiert. Meine Freunde erlitten schwere Verletzungen an Kopf und Gesicht. Es ist ein Wunder, dass der Polizist so schnell da war. Wäre er ein paar Minuten später am Tatort erschienen, ich weiß nicht, wie es ausgegangen wäre.“ Die Verletzten wurden in stabilem Zustand in das Mount-Scopus-Krankenhaus gebracht.

Israel soll „Zurückhaltung“ üben

Die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und der Sudan verurteilen die „Erstürmung“ der Al-Aqsa-Moschee und des Tempelbergs durch israelische Sicherheitskräfte. Auch die USA und die Vereinten Nationen äußerten ihr Besorgnis über die Ereignisse in der Hauptstadt und riefen Israel dazu auf, „Zurückhaltung“ zu üben.

Bild: Ein israelischer Polizist steht schützend und mit erhobener Waffe vor dem verletzten Fahrer, der beinahe gelyncht worden wäre. Foto: Olivier Fitoussi/Flash90

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