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Israel unter Raketenbeschuss: Direkteinschlag in Wohnblock in Ashkelon – gewalttätige Ausschreitungen im ganzen Land

JERUSALEM / ASHKELON, 11.05.2021 (NH) – Mehr als 250 Raketen sind seit Montag Abend aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden. Die israelische Luftwaffe griff 140 Terrorziele in Gaza an. Zwei Häuser in Ashkelon und Jerusalem wurden beschädigt, sechs Personen verletzt. Palästinensischen Berichten zufolge wurden 22 Personen getötet, darunter angeblich neun Kinder.

Der Schulunterricht in den Grenzgemeinden und allen Ortschaften, die sich in einem Umkreis von 40 Kilometern um den Gazastreifen befinden, wurde eingestellt. Im ganzen Land gab es schwere Ausschreitungen, ein Araber wurde erschossen.

Der Raketenbeschuss auf weite Teile Israels begann mit Ablauf des Ultimatums, das die radikalislamische Hamas zum feierlichen Jerusalemtag gestellt hatte. Die Terrororganisation drohte damit, Israel anzugreifen, sollten nicht alle israelischen Sicherheitskräfte vom Tempelberg und dem umstrittenen Jerusalemer Stadtteil Sheick Jarrah abgezogen werden.

Eine der sieben abgefeuerten Raketen schlug im Jerusalemer Vorort Kiriat Anavim ein, zeitgleich wurde ein Haus in der Grenzgemeinde Shaarei HaNegev getroffen. Bei beiden Vorfällen gab es keine Verletzten. Weitere Häuser wurden beschädigt, als Trümmer der Abfangraketen zu Boden gingen.

Ein Mehrfamilienhaus in Ashkelon wurde von einer Rakete getroffen. Sechs Menschen wurden dabei verletzt. Foto: Flash90

Militäroperation Schomrei Homot – Hüter der Mauern

Der schwere Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen ging am Dienstag weiter. Zuvor erlebten die südlichen Gemeinden eine schwere Nacht, in der unaufhörlich Raketen auf die Stadt Ashkelon und angrenzende Dörfer abgefeuert wurden. Zwei Gebäude wurden schwer beschädigt. Bei dem Einschlag in einem Wohnhaus wurden sechs Personen verletzt. Der 40-jährige Familienvater erlitt schwere Kopfverletzungen. Dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom zufolge erlitt die Familie, darunter auch die beiden sechs und zwölf Jahre alten Kinder, komplizierte Schnittverletzungen, die von zerbrochenen Fensterscheiben herrührten.

Weitere Traumaopfer wurden mit Angstzuständen und Atemattacken vor Ort behandelt.

Nach Angaben des israelischen Armeesprechers griff die israelische Luftwaffe mehr als 140 Ziele der Hamas im Gazastreifen an. In der ersten und zweiten Angriffswelle zerstörten israelische Kampfhubschrauber und Flugzeuge Produktionsstätten der Terrororganisation zur Herstellung von Raketen und Waffen.

Das Kabinett beschloss, den Raketenbeschuss auf israelische Zivilisten mit einer weitreichenden Militäroperation zu beantworten. Sondereinheiten der israelischen Armee wurden eingezogen, von einer Bodenoffensive sei jedoch abzusehen. Zu den Terrorzielen, die bisher von der israelischen Luftwaffe angegriffen wurden, gehört das Wohnhaus eines ranghohen Grenzpolizisten im militärischen Flügel der Hamas, das Geheimdienstzentrum der Organisation, Terrortunnel, Raketenabschussposten und andere verdächtige Ziele.

Schulen und Kindergärten bleiben geschlossen

Aufgrund der Sicherheitslage untersagten Sprecher des Heimatfront-Kommandos Versammlungen und Festlichkeiten in allen Ortschaften, die sich im Umkreis von 40 Kilometern vom Gazastreifen befinden. Schulen und Kindergärten bleiben in weiten Teilen des Landes geschlossen. Auch in Rishon LeZion, Holon, Bat Jam, Rehovot und Nes Ziona gibt es vorerst keinen Unterricht. In Zentralisrael findet der Schulunterricht regulär statt, vorausgesetzt, dass es in den Bildungseinrichtungen einen entsprechenden Sicherheitsraum gibt, der rechtzeitig erreicht werden kann.

Schwere Ausschreitungen in Ramla: Demonstranten liefern sich Straßenschlachten mit israelischen Sicherheitskräften. Foto: Yossi Aloni/Flash90

Blutige Ausschreitungen in ganz Israel

Im Schatten der Raketenangriffe aus Gaza und der gewalttätigen Zusammenstöße auf dem Tempelberg protestierten in der Nacht zum Dienstag Hunderte von arabischen Bewohnern in Haifa, Umm ElFahm, Ramla und Lod. Auf dem Ben.Gurion-Boulevard in Haifa warfen Demonstranten Steine auf Fahrzeuge und Sicherheitskräfte und steckten Reifen in Brand. Ein Polizist wurde bei den Krawallen verletzt.

Ein jüdischer Fahrer wurde in seinem Auto Nähe dem arabischen Dorf Kfar Kana angegriffen. Demonstranten zertrümmerten die Windschutzscheibe des Wagens und versuchten den religiös aussehenden Mann zu steinigen. Einige arabische Bewohner des Dorfes kamen dem Mann zu Hilfe, retteten ihn aus den Händen der Randalierer und riefen medizinische Hilfe.

Bei brutalen Auseinandersetzungen in Lod erschoss ein Bewohner der Stadt einen 25-jährigen arabischen Mann, zwei weitere wurden verletzt.

Den Ausschreitungen im Norden des Landes schlossen sich Randalierer in der Negev-Region an. Bei einer Reihe von gewaltsamen Übergriffen wurden mindesten 30 verdächtige Personen festgenommen. In den südlich gelegenen Dörfern Rahat, Tel Sheva sowie Sgav Shalom versuchten Dutzende Radikale, die örtlichen Polizeistationen zu stürmen. Araber zerrten eine Frau aus ihrem Auto und setzten den Wagen in Brand. Ein Lkw-Fahrer kam der Frau zu Hilfe und brachte sie zur nächsten Polizeistation.

In einer Pressemeldung der israelischen Polizei heißt es: „Wir werden keiner der Parteien erlauben, die öffentliche Ordnung zu verletzen und die Sicherheit der Öffentlichkeit zu gefährden. Die Polizei ist auf jeden Versuch vorbereitet und wird mit aller Härte durchgreifen. Gleichzeitig werden formelle und informelle Führer aller Parteien dazu aufgerufen, weitere gewalttätige Ausschreitungen zu unterbinden. Die Vorkommnisse können schwere Schatten auf die Beziehungen zwischen den Bewohnern werfen.“

Bild: Raketen aus dem Gazastreifen werden am Himmel über Ashkelon abgefangen. Foto: Edi Israel/Flash90

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