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Das Hashtag-Gefecht: Israels Kampf um die öffentliche Meinung

JERUSALEM, 19.05.2021 (DK) – Kaum ein Thema wird in diesen Tagen so kontrovers diskutiert wie der Nahostkonflikt. Bei dem Krieg um die öffentliche Meinung in den jüngsten Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Terrororganisation, scheint Letztere nicht selten die Oberhand zu gewinnen. Gerade im Netz wird der jüdische Staat gerne als der Aggressor dargestellt. Prominente wie Greta Thunberg beziehen klar Stellung. Bei der Frage um die Verhältnismäßigkeit der israelischen Reaktion auf den Raketenbeschuss aus Gaza, findet nur sehr selten Erwähnung, dass die Hamas taktisch aus Wohngebieten operiert. Für die zivilen Opfer wird jedoch das israelische Militär allein verantwortlich gemacht. Nun startete Israels Außenministerium neue Kampagne, um den Anfeindungen in den sozialen Medien entgegenzutreten. 

Außenministerium will israelische Sichtweise im Netz erklären

Vergangene Woche richtete die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit eine neue Initiative namens „Gesher“, zu deutsch Brücke, ein. Medienauftritte, neue Hashtags und Kampagnen im Netz werden einheitlich organisiert. Es geht darum, die israelische Sichtweise auf die jüngsten Ereignisse darzustellen. „Die Hauptbotschaft ist, dass Israel einem Terroranschlag ausgesetzt ist, den die Hamas gegen Israels Zivilisten gestartet hat“, erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Lior Hayat. „Jede Rakete, die die Hamas abfeuert, ist nicht nur ein Terroranschlag, sondern ein doppeltes Kriegsverbrechen“, weil sie nicht nur auf die Zivilbevölkerung Israels abzielt, sondern aus den Wohngebieten im Gazastreifen abgefeuert wird. Doch Israels Erklärungen kommen oftmals nicht gegen die Bilder verletzter Zivilisten im Gazastreifen an. Auch die Schlagzeilen in den Printmedien stellen oft die israelische Aggression in den Vordergrund. Erst nach dem zweiten oder dritten Satz erfährt man, dass es sich um eine Reaktion handelt.

Militärisch Stärkerer wird mit Aggressor gleichgesetzt

Bei Facebook, Twitter und co. stellt sich meistens nicht die Frage, wer die besseren Argumente hat, sondern wer das Narrativ kontrolliert. Viele der Einträge werden mit dem Hashtag #gazaunderattack versehen. Dieser ist seit des Gaza-Krieges im Jahr 2014 in Umlauf. Mit dem Gegen-Hashtag #israelunderattack will die israelische Regierung der Weltöffentlichkeit ins Bewusstsein rufen, dass Israel zuerst angegriffen wurde. Leider dringen die Stimmen einflussreicher Politiker, darunter auch Angela Merkel, die auf das Recht jeden Landes zur Selbstverteidigung hinweisen, nicht zu den Meinungsmachern im Netz durch. Dort geht es stattdessen hauptsächlich darum, dass die Rolle des militärisch Stärkeren gleichgesetzt wird mit dem für die Eskalation Verantwortlichen.

In ganz Europa haben die Ausschreitungen bei Anti-Israel-Protesten für große Besorgnis gesorgt. Unter dem Deckmantel der Versammlungsfreiheit wurden antisemitische Parolen skandiert. Dass es sich dabei um keine legitime Israel-Kritik, sondern um rassistisches Gedankengut handelt, machten die Vorfälle vor der Synagoge in Gelsenkirchen deutlich. Auch im Netz zielen viele Kommentare nicht darauf ab, die israelische Politik oder Vorgehensweise einer ehrlichen Betrachtung zu unterziehen, sondern darum das Existenzrecht des jüdischen Staates anzuzweifeln, Hassbotschaften zu veröffentlichen und Hetze gegen Juden zu betreiben. 

Bild: Anti-Israel Protest in der Stadt Rafah im Gazastreifen. Quelle: Abed Rahim Khatib/Flash90

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