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Helden ohne Umhang (5) : Vom Kriegshelden zum Knessetabgeordneten – Yonatan Shetbaun

von Nadine Haim Gani

JERUSALEM, 21.05.2021 – Er war Knessetabgeordneter, saß im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten und Verteidigung, war Offizier der israelischen Streitkräfte, ist Autor des Buches „Unter Feuer“ und Leiter der Firma „Kanaf Strategy“, eine strategische Beratungsfirma für Unternehmen und öffentliche Organisationen. Doch nicht viele wissen, dass der 42-Jährige Yonatan Shetbaun auch einer der Helden in der grausamen Schlacht um Beit Jbeil während des zweiten Libanonkrieges war.

Yonatan wurde als Kind französischer Einwanderer in Nahariya geboren. Seinen Eltern benannten ihren Sohn nach Yonathan Netanjahu, der große Bruder des amtierenden Premierministers Benjamin Netanjahu. Yonatan Netanjahu war Oberstleutnant der israelischen Eliteeinheit „Sajeret Matkal“ und wurde 1976 während der Militäroperation in Entebbe bei der Befreiung jüdischer Geiseln getötet.

1998 begann Yoni Shetbaun seinen Armeedienst und trat der Golani-Kampfeinheit bei. Aufgrund seiner herausstechenden Persönlichkeit und Leistungen wurde er für die Egoz-Eliteeinheit ausgewählt, die sich auf Anti-Terror- und Anti-Guerilla-Operationen spezialisiert hat. Während seines Dienstes absolvierte er den prestigeträchtigen Infanterieoffizierkurs und diente als Stabskommandant der Egoz-Einheit bei verschiedenen Anti-Terror-Operationen im Libanon, Gaza, Judäa und Samaria.

Während der Militäroperation „Sommerregen“ im Jahr 2006 war er Operationsoffizier und Entscheidungsträger des 51. Bataillons der Golani-Einheit. Die Offensive erwischt ihn während eines Familienurlaubs, aus dem er nach der Entführung des israelischen Soldaten Gilad Shalit zum Reservedienst eingezogen wurde.

Die Golani-Soldaten des 51. Bataillons, darunter Shetbaun, kämpften in Gaza gegen Hamas-Terroristen, als die Situation im Norden Israels eskalierte und bei blutigen Kämpfen mit der Hisbollah die israelischen Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev getötet wurden. Shetbaun und die Kämpfer des 51. Bataillons werden zu den Kämpfen im nördlichen Sektor geschickt.

Die Schlacht um Beit Jbeil

Während der Schlacht im libanesischen Dorf Bint Jbeil, die eine der schlimmsten Gefechte des zweiten Libanonkrieges war, gelang es dem Golani-Bataillon zunächst, eine Reihe von Terroristen zu töten. Doch schon kurze Zeit später hört Yoni Shetbaun im Sprechfunkgerät von schweren Kämpfen zwischen der dritten Golani-Kompanie und Hisbollah-Terroristen im Dorfinneren.

Die dritte Kompanie geriet in einen Hinterhalt und wurde Teil einer blutigen Schlacht. Shetbauns guter Freund, Major Roy Klein, wurde getötet, als er sich auf eine Granate warf, um die umstehenden Soldaten zu retten. Vier weitere Kämpfer wurden durch Hisbollah-Feuer erschossen, viele weitere verwundet. 

Der Kommandeur des 51. Bataillon überlegte, den verletzten Golani-Soldaten eine andere Kompanie zu Hilfe zu schicken, aber Shetbaun erkannte, dass dies ein schwerwiegender Fehler wäre, da auch sie in einen Hinterhalt der Terroristen geraten könnten. Yoni Shetbaun bat seinen Kommandeur um dessen Einverständnis, die verletzen Soldaten alleine zu retten. Um nicht noch mehr Verluste schreiben zu müssen, wurde Yoni die Erlaubnis erteilt.

„Ich konnte die dritte Kompanie auf dem Schlachtfeld erkennen. Die Soldaten waren abgeschnitten, verletzt und schrien um Hilfe. Ein einziger Soldat kämpfte alleine gegen den Hisbollah-Beschuss“, erklärte Shetbaun nach dem Kampf. Zwar kannte Yoni Shetbaun die Soldaten der dortigen Kompanie nicht persönlich, doch stürzte Shetbaun unter ständigem Beschuss auf das Schlachtfeld und wies die dortigen Soldaten an, sie sollten ihm „wie im Training“ folgen.

Unter schwerem Hisbollah-Feuer führte Shetbaun die Kämpfer vom Schlachtfeld und leitete die Rettungshubschrauber der israelischen Luftwaffe über Funk zum sicheren Sammelort. „Als die Kampfpiloten mich fragten, wie sie das Dorfgebäude, aus dem die Terroristen schießen, identifizieren können, erklärte ich Ihnen: Es ist ganz einfach, es hat eine brasilianische Flagge auf dem Dach.“

Yoni nutzte den Beschuss der israelischen Kampfhubschrauber und Rauchgranaten und kehrte auf das Schlachtfeld zurück. Er begann, die fünf Toten zu bergen, darunter auch die Überreste seines guten Freundes Roy Klein. „In diesem Moment erkannte ich, dass es das Volk Israel war, das dort tot auf dem Feld lag. Die toten Kämpfer kamen aus alle Schichten der israelischen Gesellschaft.“ erklärt Shetbaun. 

Höchste militärische Auszeichnungen

Dank Shetbauns aufopferndem und selbstlosem Einsatz konnten viele Soldaten gerettet werden. Sein Einsatz ermöglichte den israelischen Kommandanten, den Kampf in Bint Jbeil zu bewältigen, verwundete Soldaten zu retten und die Körper gefallener Kämpfer zu bergen. Für seinen heldenhaften Bemühungen in dieser Schlacht erhielt Yoni Shetbaun das höchste Ehrenzeichen der israelischen Streitkräfte. 

Heute referiert Yoni Shetbaun weltweit über die Bekämpfung von Terrorismus und unterrichtet seine Zuhörer über Entscheidungsfindung unter höchstem Druck.

Yoni ist einer unserer Helden, statt Umhang trägt er Kippa!

Bild: Yoni Shetbaun Foto: Oren Nahshon / Flash90

In unserer Beitragsreihe „Helden ohne Umhang“ stellen wir Ihnen ganz besondere Persönlichkeiten vor, die durch ihre Aufopferung und Nächstenliebe herausstechen. Menschen, die das Leben anderer vor das eigene stellen: Superhelden, nur eben ohne Umhang!

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